Dänemark. Ein eisiger Winterabend bei Kerzenschein. Es ist einer dieser gemütlichen Abende mit einem warmen Feuer, das im Kamin lichterloh lodert, in unseren Händen ein dampfender Kakao, auf dem die Marshmallows allmählich zerschmelzen ‒ so stellen sich die meisten von uns vermutlich ihren typischen Hygge-Moment vor. Was bei uns im 21. Jahrhundert zum Trend aufgeblüht ist, stellt im hohen Norden bereits lange Zeit eine traditionsreiche Lebensphilosophie dar. Entgegengesetzt zu unserem oft unangefochtenen Alltagswissen entstammt der Begriff nämlich nicht der dänischen, sondern der norwegischen Sprache und lässt sich mit dem Wort „Wohlbefinden“ übersetzen. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts findet sich das Wort auch im Dänischen, woraufhin sich dessen Konzept im Laufe der Zeit zu einem regelrechten Trend entfalten konnte.

„Mach dein Leben hyggelig“ ‒ ein Motto, welches auf zahlreiche Social-Media-Kanäle, digitale Blogs sowie analoge Ratgeber des Zeitalters der Generation Z regelrecht zu boomen scheint. Ob das Mobiliar, die Morgen-Routine oder das Fitness-Leben, das Wohlfühl-Konzept nach nordischem Vorbild ist multidimensional und vor allem vielseitig anwendbar. So auch in der Arbeitswelt, dem Ort, an welchem wir durchschnittlich ein Drittel unserer gesamten Lebenszeit verbringen. Warum also nicht auch hier für einen gesteigerten Wohlfühl-Faktor sorgen?

In diesem Artikel widmen wir uns ganz dem Hygge-Mysterium, was genau darunter zu verstehen ist und wie Gemütlichkeit auch in Ihrem Unternehmen ihren wohlverdienten Platz erhalten kann. Denn, wie Business-Coachin Ani Hira im Interview mit Bloggerin Vassilena Valchanova erwähnt, sei Hygge Voraussetzung für ein erfolgreiches Arbeits- sowie Privatleben: _Using Hygge in business helps with that by creating ‘an environment that truly makes you feel accepted, trusted, appreciated, and comfortable enough to express your true self_’.

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Begriffsbestimmung: Was ist Hygge?

Hygge. Ein Lifestyle, der nationenweit über den skandinavischen Raum hinaus geliebt und verbreitet ist. Nordic Zen, Herzlichkeit, Gemütlichkeit ‒ der Begriff besitzt viele Namen, Zuschreibungen und Assoziationen, trotzdem wissen offenbar die meisten, die auf der Jagd nach aktuellen Trends und Selbstoptimierungsmaßnahmen sind, was darunter zu verstehen ist. Eine allgemeine Definition zeigen wir dennoch, um sicher zu stellen, dass wir alle auf demselben Stand in das Thema einsteigen können:

Der Begriff “Hygge” bezeichnet die dänische Lebensphilosophie. Es geht darum, im Alltag mehr Glück zu finden, die kleinen Momente zu genießen und mit positiven Gedanken durchs Leben zu gehen ‒ Expedia Team, 19. Februar 2019

Doch warum ist dieses Konzept im beruflichen Kontext elementar?

Diesbezüglich lässt sich hervorragend auf eine Erhebung des Rechercheinstituts Statista im Juni 2010 verweisen. Diese stellte Beteiligten die Frage, welche Faktoren ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz bewusst beeinflussen. 55% und damit die Mehrheit sprechen sich hier für den Aspekt des Arbeitsklimas aus, dahinter folgen die eigenen Aufgaben (42%), das Gehalt (38%) sowie Sicherheit des Arbeitsplatzes (31%). Auch soziale Faktoren wie die Vereinbarkeit von Beruflichem mit Privatem und die Unternehmenskultur sind von Bedeutung. Der Hygge-Begriff bietet hier die Chance, der Nachfrage an subjektivem Wohlbefinden nachzugehen und das eigene Unternehmen daran auszurichten.

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Business-Hygge: Das steckt hinter dem Leitbild

Positive Gedanken, individuelles Glück, die kleinen Momente des Alltags ‒ das also macht Hygge erst so richtig hyggelig. Der Gedanke, dieses Konzept auch auf die Arbeitswelt zu übertragen, klingt zunächst vielleicht paradox, schließlich ist man im Büro, auf der Heimfahrt in der Bahn oder dem verflixten Stau, in dem es wie Treibsand kein Entkommen zu geben scheint, alles andere als entspannt.

Doch genau dort setzt die Idee von Hygge an, schließlich ist es kaum möglich, den gesamten Tag im Kerzenschein und mit Räucherstäbchen zu verbringen. Wenn wir also nicht andauernd in hyggeliger Umgebung sein können, müssen wir diese eben zu uns holen. Und genau diese Idee brachte folgende Person auf den Gedanken, den Begriff um beruflichen Kontext zu erweitern: Business-Hygge war entstanden.

Andrea Fischer, Leiterin der Hygge-Akademie in Bad Honnef – die 52-jährige arbeitet als Autorin, Coachin sowie Beraterin in der Personalentwicklung und hat dem Konzept, das Hygge-Leitbild unserer skandinavischen Vorbilder in die Business-Welt zu überführen. „Es geht um die Integration der Arbeit in die Lebensqualität und nicht um die konstruierte Trennung zwischen Beruf und Freizeit“, meint Fischer und spricht das unter Work-Life-Balance bekannte Ziel an, einen Mittelweg, sozusagen das Lagom unseres Lebens zu finden – was hierunter zu verstehen ist, sehen wir im weiteren Verlauf.

„Wir Deutsche haben noch häufig das Bild, dass wir uns in der Arbeit abmühen und in der Freizeit entspannen müssen“, konstatiert sie weiterhin und spricht ein vermutlich in vielen von uns internalisiertes Wertekonzept an, welches es zu überdenken gilt. Denn laut der Personalberaterin ist das exakte Gegenteil der Fall: „Hygge steht für Genuss, Gemütlichkeit und Gemeinschaft und findet im privaten Umfeld statt. Gleichzeitig dürfen wir Hygge in die Berufswelt übertragen und uns den Arbeitsplatz und das Miteinander so gestalten, dass der Job Freude bereitet.“

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Einmal um die Welt: wie die Idee vom Glück global ging

Mehr Gemütlichkeit im eigenen Leben: Wunschvorstellung oder mögliche Realität? Andere Länder schreiten bereits mit Motivation zur Tat und zeigen, was für das persönliche Glück wirklich entscheidend ist. Wir zeigen Ihnen einige fremdsprachliche Äquivalente zum Wort Hygge und klären, wie Sie Ihr Unternehmen hyggeliger gestalten können.

Wer gedacht hat, dass die Welt des Hyggeversums die einzige ist, in der das persönliche Seelenglück eines Menschen fokussiert wird, der hat weit gefehlt. In zahlreichen Sprachen finden wir Vorbilder, die uns zeigen, wie elementar und vor allem erreichbar ein Leben in positiver, stressbefreiter Beziehung zu sich selbst sowie der eigenen Umwelt sein kann. Sehen wir uns einige Beispiele an, um die Kernideen auch auf unser eigenes Leben übertragen zu können.

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„Hakuna Matata. Diesen Spruch sag´ ich gern, Hakuna Matata, gilt steht als modern. Es heißt, die Sorgen bleiben dir immer fern…“ Wer in der eigenen Kindheit die König der Löwen-Saga auf DVD, CD oder sogar im Musical verfolgt hat, wird vermutlich bei diesen Zeilen begeistert mitgesungen haben. Der aus der afrikanischen Sprache Swahili stammende Spruch hat jedoch eine weit tiefergreifende Bedeutung als eine Filmquotation und bedeutet übersetzt so viel wie: „Es gibt keine Probleme/Sorgen.“ Die Quintessenz ist logisch, weniger sorgen, dafür mehr leben und genießen.
Ikigai, die Devise Japans. „Das, wofür es sich zu leben lohnt“, lautet die ungefähre Übersetzung des Begriffs und beschreibt eine Methode, sich zu reflektieren nach den Dingen, die einen erfüllen. Laut Ikigai sollte man etwas ausschließlich dann tun, wenn man es für sich oder andere ausführt, sprich sämtlichen Tätigkeiten einen konkreten Sinn zuschreibt. Wenn man weiß, wofür man etwas tut, wird es einem direkt leichter fallen.
Aloha, ein Gruß von Hawaii. „Liebe und Zusammenhalt“, zwei der elementarsten Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens, werden in dieser Begrüßung vereint. Ob im professionellen oder privaten Bereich, ein gelungenes Miteinander stellt für jede Art von Interaktion die angenehmste Basis da, um sowohl erfolgreich als auch glücklich sein zu können.
Lagom, Schweden auf dem goldenen Mittelweg. Kehren wir zurück in den Norden und zu einer Weisheit aus Schweden, welche sich mit „angemessen“ oder „genau richtig“ übersetzen lässt. Eine Balance finden, sich nicht zu sehr, aber auch nicht zu wenig unter Druck zu setzen, ist stets und in sämtlichen Lebensbereichen hilfreich für ein gesundes, erfolgreiches Leben.
Wie wir sehen, stellt das Wissen über verschiedenste Lebensphilosophien einen profitablen Weg dar, um das eigene Unternehmen auf Mitarbeiter:innenfreundlichkeit zu überprüfen. Sowohl Problemreduktion als auch Liebe, Zusammenhalt, Prioritätensetzung, ein Sinn in der eigenen Tätigkeit und die richtige Balance sind entscheidende Faktoren darüber, ob ein Unternehmen langzeitig erfolgreich sein kann. Nun, da wir die staubige Theorie hinter und gebracht haben, widmen wir uns der elementarsten Frage:

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Ist Ihr Unternehmen hyggelig?

Um den Soll-Zustand zu erreichen, muss zunächst selbstverständlich eine Analyse des Ist-Zustands erfolgen. Hygge in Unternehmen besitzt den primären Anspruch, die Vereinbarkeit von Privatem und Beruflichem zu ermöglichen und Mitarbeiter:innenzufriedenheit zu steigern. Letzteres lässt sich am besten durch folgende Methoden ermitteln:

1. Indirekte Messung

Krankenstand, Fluktuation, Kündigungsraten – all dies stellt Faktoren da, die auf eine positive oder auch negative Zufriedenheit Ihres Personals schließen lassen. Zudem lohnt es sich, einen Blick auf die Fehltage und Fehleranzahl zu werfen, die Ihre Arbeitnehmer:innen verursachen. Ein Blick über den Tellerrand hin zu anderen Unternehmen in Ihrer Branche wird Aufschluss darüber ermöglichen, ob sich Ihr Personal tatsächlich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlt.

2. Direkte Messung

Um sich ein umfassendes, authentisches Bild der Mitarbeiter:innenzufriedenheit zu kreieren, existiert eine weitere Methode in Form einer direkte Messung. Ziel ist es, Daten zu sammeln und zu erstellen, wohingegen bei direkter Analyse bereits vorhandene Zahlen und Fakten berücksichtigt werden. Simpel, aber effektiv: ein lukratives Beispiel stellt ein Fragebogen dar, um auf kreative Art die ehrliche, subjektive Sichtweise Ihrer Arbeitnehmer:innen zu ermitteln. Achten Sie hier darauf, konkrete, nicht zu lange Fragen zu stellen und neutral zu bleiben, um den Antwortenden die Chance eines persönlichen Statements zu ermöglichen. Elementar ist zudem, dass Anonymität gewährleistet ist und ein vertraulicher Raum entsteht.

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Hygge im privaten Raum

Zuhause. Wenig überraschend beginnt unsere Hygge-Reise an dem Ort, der neben dem Arbeitsplatz vermutlich am meisten von Ihnen aufgesucht wird und der den primären Lebensmittelpunkt darstellt. Hier können Sie mithilfe von gemütlichen Kerzen, warmem Licht, leckerem Tee oder Kaffee sowie bunten Bildern und Pflanzen dafür sorgen, dass eine wohnlichere Atmosphäre entsteht. Primär im Homeoffice kann ein kuscheliger Teppich oder die angenehme Wandfarbe zu einer angenehmen Arbeitsumgebung beitragen. Laut einem Bericht von HR Review sind besonders Personen, die von Zuhause oder in einem Einzelbüro tätig sind, von geringerer Stressbelastung betroffen als bei der Arbeit in einem Großraum- oder Zellenbüro. Die Umgebung wirkt sich aktiv auf den Umgang mit Belastung aus, somit sollte hierauf besonderer Fokus gerichtet werden.
Körperliche Verfassung. Sowohl Sport, Schlaf als auch regelmäßige Spaziergänge in der Natur setzen Endorphine frei und tragen aktiv zu einer verbesserten mentalen Verfassung bei. Für das perfekte Hygge-Gefühl, ergo ein inneres Wohlbefinden, gehen wir von innen nach außen vor, somit beginnt der Prozess im Umfeld und endet mit unserem Lebensstil.
Balance. Kehren wir zurück zum schwedischen Lagom und dem Ziel, eine Ausgeglichenheit zwischen einzelnen Lebensbereichen zu ermöglichen. Legen Sie sich feste Arbeits- und ruhezeiten fest, beantworten Sie keine beruflichen Nachrichten in Ihrer Freizeit und schaffen Sie eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, um beides bei vollem Potenzial bewerkstelligen zu können.