Bewerbung
05.10.2020
Die Entscheidung, ob man sich auf eine Stellenanzeige bewirbt, hat viel mit dem Anforderungsprofil zu tun. Da kann der absolute Traumjob ausgeschrieben sein, aber wenn die Anforderungen drei DINA4 Seiten füllen, tut sich jeder potenzielle Mitarbeiter schwer. Lies hier, was wirklich hinter dem Anforderungsprofil steckt. Was die Recruiter der HR-Abteilungen sich dabei denken und wie du in drei Schritten entscheidest, ob eine Bewerbung sinnvoll ist. Und warum Ehrlichkeit immer das Mittel der Wahl sein sollte.
Die Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz ist nicht einfach. Um es nett zu umschreiben. Eigentlich ist sie sogar ziemlich schwierig. So schwierig, dass man die geheime Liste mit all den Wünschen und dem Profil an den Traumjob am liebsten dezent in irgendeiner Ecke verschwinden lassen möchte.
Und hat man dann tatsächlich ein Stellenangebot gefunden, das wenigstens die Hälfte aller Wünsche berücksichtigt, liest sich das Anforderungsprofil wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Du kommst gerade von der Uni? Trotzdem solltest du mindestens 5 Jahre Berufserfahrung haben. Du sprichst fließend Englisch? Was ist mit Arabisch, Chinesisch und Russisch? Außerdem brauchst du Führungskompetenzen. Mindestens für ein Team von 150 Mitarbeitern. Auch wenn du es bisher noch nicht einmal geschafft hast, deine Lerntruppe zu begeistern. Hauptsache Führungskompetenzen.
Anforderungsprofile können dich also ganz schnell davon abhalten, dir über eine mögliche Bewerbung Gedanken zu machen. Tatsache ist aber, dass sich hinter den ganzen Anforderungen an deine Fähigkeiten und Kompetenzen häufig ein System versteckt, dass es den Unternehmen und HR-Abteilungen ermöglicht, nur die Mitarbeiter anzusprechen, die tatsächlich passen. Und im seltensten Fall erfüllen diese Mitarbeiter alle Anforderungen.
Warum stellen die Unternehmen an ihre künftigen Mitarbeiter dann solch hohe Anforderungen und wie kannst du dich am besten entscheiden, ob du dich mit deinem Profil besser bewerben sollst oder nicht? Und wie stellst du das an, wenn deine Fähigkeiten nur teilweise passen?
Die Recruiter aus HR-Abteilungen denken anders als ein Bewerber. Stell dir vor, du würdest einen Job ausschreiben für die Anfertigung deiner nächsten Hausarbeit. Selbstverständlich würdest du alle damit verbundenen Aufgaben und Anforderungen in der Ausschreibung erwähnen.
Auch wenn dir durchaus bewusst ist, dass sich Bewerber melden, die nicht zu 100% passen. Dafür entstehen dabei neue Ideen und Möglichkeiten. Und die ganz unpassenden Bewerber werden sich aufgrund deiner Liste gar nicht melden.
Genauso funktioniert auch ein Bewerbungsprozess bei realen Unternehmen. Der Recruiter macht sich Gedanken zu den Aufgaben einer frei werdenden Position. Er befragt die Mitarbeiter, welche Kenntnisse nötig sind, um einen neuen Kollegen optimal einzubinden. Daraus entsteht ein Anforderungsprofil, was dem perfekten Kandidaten entspricht.
Das bedeutet aber nicht, dass der Recruiter nur perfekte Kandidaten sucht. Es geht in erster Linie auch darum, die völlig ungeeigneten Kandidaten zu informieren und so einem Überfluss an Bewerbungen vorzubeugen.
Gerade große Unternehmen erhalten hunderte von Bewerbungen pro Tag. Ein hohes Anforderungsprofil hilft den Recruitern dabei, nicht völlig in Arbeit zu versinken. Dabei ist ihnen aber durchaus bewusst, dass auch Bewerber, die nicht alle Anforderungen erfüllen, für die Position geeignet sein können. Eine interessante Idee oder ungewöhnliche Fähigkeit interessiert jeden Recruiter.
Du weißt jetzt, dass sich hinter einem Anforderungsprofil für neue Mitarbeiter viel mehr versteckt, als nur Schikane. Auch wenn das auf den ersten Blick so aussieht. Du weißt auch, dass die Recruiter Bewerber akzeptieren, die nicht alle Anforderungen erfüllen und gleichzeitig offen für neue Vorschläge und Ideen sind. Das ist schon einmal ein guter Startpunkt.
Jetzt geht es an die Entscheidung. Bewirbst du dich oder lässt du es lieber bleiben? Dafür gibt es drei Schritte, die dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Die erste Frage, die sich Bewerber stellen, zielt meistens auf das Unternehmen ab: Habe ich genügend Qualifikationen, um überhaupt in die engere Auswahl zu kommen? Stattdessen sollte die erste Frage aber eher dich betreffen. Abgesehen vom Auswahlprozess: traust du dir die beschriebenen Aufgaben wirklich zu? Lege das Anforderungsprofil beiseite und schau dir genau an, was du in der Position machen wirst. Kannst du das?
Wenn deine ehrliche Selbsteinschätzung dich dahin bringt, dass du mit deinem Profil geeignet bist, ist das der beste Grund, eine Bewerbung zu schreiben.
Wenn du im ersten Schritt entschieden hast, dass du die Aufgaben meistern wirst, ist es nun doch Zeit für das Anforderungsprofil. Denn hier lohnt sich ein zweiter Blick. Welche Formulierungen wurden bei den gewünschten Qualifikationen verwendet?
Wenn du ein „unbedingt erforderlich“ oder „vorausgesetzt“ entdeckst, solltest du diese Anforderungen besser auch erfüllen. Viele andere Anforderungen kommen aber auch mit Formulierungen wie „idealerweise“ oder „wünschenswert“ daher.
Wenn du diese Anforderungen als potenzieller neuer Mitarbeiter erfüllst, hast du richtig gute Karten, um die HR-Abteilung zu beeindrucken. Wenn nicht, ist das aber auch kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Die Frage ist jetzt vielmehr: was kannst du besser?
Du hast Schritt eins positiv bewertet. Und du erfüllst alle unbedingt erforderlichen Qualifikationen. Das sind zwei sehr gute Voraussetzungen für eine Bewerbung.
Damit den Recruiter deine Bewerbung auch wirklich interessiert, obwohl du die idealerweise gewünschten Anforderungen nicht erfüllst, ist nun Kreativität gefragt. Lies dir die Aufgabenbeschreibungen noch einmal genau durch. Hast du Nebenjobs, Workshops oder Kurse besucht, die thematisch einen Zusammenhang haben? Es wird schließlich einen Grund haben, warum dich genau dieses Stellenangebot anspricht. Und genau diesen Grund gilt es herauszufinden.
Wenn du das schaffst und dem Personaler vermittelst, solltest du nicht mehr lange zögern. Sondern dich direkt an den Schreibtisch setzen und eine Bewerbung schreiben.
Wenn du dich entschieden hast, eine Bewerbung zu schreiben, obwohl du nicht alle Anforderungen erfüllst, solltest du dabei eine wichtige Regel beachten. Ehrlichkeit.
Du findest die Aufgaben sehr interessant, weil du viel mit Menschen interagieren wirst auch wenn du nicht die einjährige Praxiserfahrung hast, sondern nur ein Praxissemester? Dann solltest du ganz genau schreiben, warum du so gerne mit Menschen arbeiten möchtest. Und lieber nicht deinen Sommerjob als Würstchenverkäufer im Zoo als Praxiserfahrung ausgeben.
Das Ziel deiner Bewerbung ist schließlich ein Vorstellungsgespräch. Und hier punktest du, wenn du so natürlich wie möglich auftreten kannst.
Also nimm das Anforderungsprofil als das, was es ist: eine genaue Beschreibung dessen, was als neuer Mitarbeiter im Job auf dich zukommt. Wenn das für dich machbar klingt, solltest du dich mit genau dieser Begründung auch bewerben. Denn auch HR-Mitarbeiter wissen: Die berühmte eierlegende Wollmilchsau gibt es halt nicht.
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