Selbstständig werden: Wieso Du es wagen solltest

Eine Sehnsucht gepaart mit großen Sorgen: Die Selbstständigkeit. Wie oft war man schon genervt, wenn ein Kompromiss schon wieder auf den eigenen Schultern ausgebügelt wird? Wie oft haben wir uns dann überlegt „ich mache jetzt mein Ding“ und sind dann doch nach hinten geschreckt, da die Verantwortung nun allein getragen werden müsste? Klar ist, die Selbstständigkeit bietet viele Möglichkeiten, birgt jedoch auch Sorgen. Wie auch Du es schaffen kannst selbstständig zu werden, ohne ständig besorgt zu sein erfährst Du hier.

Warum selbstständig werden?

Einfach gesagt, Du bist Dein eigener Boss, und der ist natürlich unangefochten der Beste, den es gibt 😉 SOFERN dieser selbstkritisch, geduldig und realistisch bleibt, gepaart mit einem guten Maß an Selbstdisziplin und Organisationsvermögen.

• Urlaubsantrag stellen? Gehört zur Vergangenheit!
• Arbeitszeiten mit anderen Abgleichen? Welche anderen?!
• Remoteantrag stellen? Geh doch einfach, wann Du willst wohin Du willst!
• Zittern, ob Du als nächstes gefeuert werden könntest? Du bist der Boss, der wird sich wohl kaum selbst kündigen, also bleib entspannt.
• „Könnte ich eine Gehaltserhöhung bekommen?“ Wieso? Du kassierst alles, was Du erarbeitest, selbst!
• Geschäftszeiten? Arbeite flexibel und mach Dich dadurch interessant für Dein Klientel

Man sieht, es gibt schon einige Vorteile, welche die Selbstständigkeit bereithält, sonst wäre doch niemand selbstständig. Frei entscheiden zu können, womit man Geld verdienen möchte, wann man wie arbeiten möchte und welchen Prinzipien man treu bleiben möchte: All das ist möglich, wenn man selbstständig ist.

Selbstständig werden Vor- und Nachteile

Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass die Selbstständigkeit nur positive Aspekte bereithält, sonst wären doch im Umkehrschluss alle selbstständig.

Wie so vieles im Leben gibt es auch hier Vor- und Nachteile:

Vorteile

Flexibilität: Du entscheidest, wann Du arbeitest, und kannst somit Dir und Deinem zukünftigen Klientel eine gewisse Flexibilität ermöglichen. Auch Dein Arbeitsplatz bleibt Dir überlassen: Möchtest Du lieber von zu Hause aus arbeiten und Deinen Kindern beim spielen zusehen? Möchtest Du mal vom Ausland aus arbeiten? Alles möglich, wenn Du selbstständig bist. Zudem bist Du in Bezug auf Deine eigentliche Tätigkeit sehr flexibel: Bist Du hauptsächlich in der Übersetzung tätig, dann könntest Du vielleicht auch mit Nachhilfe Geld verdienen. Als Freelancer kannst Du theoretisch alle Angebote wahrnehmen, die auf Freelancer ausgelegt sind.

Du bist Dein eigener Boss: Du musst nicht die Erwartungen anderer erfüllen und kannst Deine Ideen umsetzen, ohne nach Erlaubnis fragen zu müssen.

Man wird ein „Multitalent“: Natürlich müssen einige Fähigkeiten erlernt werden, jedoch winkt am Ende unabhängig von anderen zu werden. Du erstellst Deine eigenen Rechnungen, organisierst vertriebliche Aspekte und kümmerst Dich um Deine Vermarktung, wer könnte das besser als Du?

Hoher Gewinn: Wer selbstständig arbeitet kann wesentlich mehr für die Arbeit, die man leistet, erhalten, als eine Person, die angestellt ist. Der erwirtschaftete Gewinn gehört Dir!

Steuerliche Vorteile…und die Befreiung, beziehungsweise die Minderung einiger Kosten, welche für Angestellte verpflichtend sind, wie zum Beispiel Arbeitslosenanteile. Man kann sogar entscheiden, ob man Rentenbeiträge in eine gesetzliche oder private Rentenversicherung einzahlt.

Und wenn Du sehr erfolgreich werden solltest, und dies wünschst, wirst vielleicht eines Tages Du für Arbeitsplätze sorgen!

Nachteile

Leistungsdruck: Das Gefühl die Konkurrenz ausschalten zu müssen, schnell zu reagieren und dem Klientel alle Wünsche von den Lippen abzulesen, hierbei auch „zu großzügig“ werden zu können, können mit problematisch werden.

Kein bezahlter Urlaub, keine bezahlten Feiertage: Während Arbeitnehmende feste bezahlte Urlaubs- und Feiertage haben, hast Du diese nicht und musst entsprechend anders planen.

Kein festes Einkommen: Manchmal verdienst Du mehr, manchmal weniger. Insbesondere, wenn Du Urlaub nehmen möchtest oder eine Phase hast, in welcher die Auftragslage schwächer ist, macht sich dies auch bei Deinem Einkommen bemerkbar.

Mehr unbezahlter Zeitaufwand: Rechnungen erstellen gehört mit zu einer der wichtigsten Aufgaben als selbstständig tätige Person. Während andere hierfür als Angestellte bezahlt werden, musst Du diese erstellen, ohne hierfür einen „Stundenlohn“ zu kassieren. Auch andere Verwaltungstätigkeiten, die gemacht werden müssen, bekommst Du nicht unmittelbar entlohnt.

Existenzängste und finanzielle Risiken: Insbesondere zu Beginn wird die Selbstständigkeit wahrscheinlich allgegenwärtig in Deinen Gedanken sein. Die Sorge nicht genügend Aufträge zu bekommen, keine erfolgreiche Resonanz zu erzielen und somit letzten Endes zu scheitern, können verheerend werden.

Sowohl Vor- als auch Nachteil (ist Betrachtungssache)

Verantwortung: Natürlich trägst Du für alle Aktionen die volle Verantwortung. Erfolg und Misserfolg liegen in Deiner Hand, was sehr belastend sein kann. Wenn Du jedoch schon vorher Verantwortung übernommen hast, besonnen und mit Verstand an Deine Aufgaben trittst und auch eigene Fehler einsiehst, dann kann Dich die Verantwortung sogar stärken, wenn Du professionell mit ihr umgehst.

Hohes Maß an Selbstdisziplin: Um erfolgreich selbstständig zu sein, bedarf es an wesentlich mehr Selbstdisziplin als bei anderen Beschäftigungsverhältnissen. Wenn man diese schon hat, ist Selbstdisziplin nicht als Nachteil zu sehen, wenn man bei dieser ein wenig „lässiger“ ist, kann schon helfen sich vor Augen zu führen, weshalb man womit selbstständig werden wollte, um wieder genügend Motivation für mehr Selbstdisziplin zu bekommen.

Sehr gute Organisationsfähigkeit: Ordnung muss sein! Nicht nur allgemein im Leben, insbesondere als selbstständige Person. Wenn Verwaltungsaufgaben ungeordnet umherschwirren, Steuer und co. nicht ordnungsgemäß und fristgerecht erledigt werden und Anfragen unbearbeitet bleiben, dann kann die Selbstständigkeit höchst unangenehm werden. Auch hier gilt, wenn gute organisatorische Fähigkeiten bereits vorhanden sind, ist dies natürlich vorteilhaft, wenn nicht ist es ratsam sich vor der „aktiven Selbstständigkeit“ eine gute und sinnvolle Struktur zu erarbeiten, an welche man sich auch immer hält, dann wächst der Berg an Unerledigtem auch nicht ins Endlose an.

Selbstständig werden Ideen

Bevor wir an unsere Checkliste gehen, brauchen wir noch eine Idee, mit welcher wir uns Selbstständig machen wollen. Diese Idee ist individuell und kann nicht pauschal vorgegeben werden, jedoch gibt es einige Bereiche, welche bei der einen Person interessanter sind als bei der anderen. Folgende Bereiche können dienlich sein, um herauszufinden, was für einen selbst am wichtigsten ist:

Hohe Einnahmen: Reizt Dich am meisten viel Geld verdienen zu können? Dann such Dir einen Bereich, welcher finanziell erfolgversprechend ist und arbeite darauf hin.

Persönliche Vorlieben und Stärken: Mit dem Geld zu verdienen, was man liebt, oder was einem besonders liegt ist doch ein Traum von vielen. Auch wenn Du vielleicht mit Deiner Stärke keine Millionen schöffeln würdest, kannst auch Du es schaffen Dein Leben mit Deiner Leidenschaft finanzieren zu können.

Möglichkeit viel zu Reisen, flexibel unterwegs zu sein: Ist Dir vor allem wichtig mit Deiner Tätigkeit in Bewegung zu bleiben, dann such Dir einen Bereich, welcher Dich international herumbringt.

Ideale zu vertreten und anderen zu helfen: Dir ist wichtiger etwas Sinnhaftes zu tun und anderen zu helfen? Dann könntest Du zum Beispiel als Freelancer für NGOs arbeiten oder anderweitig mit Deiner Arbeit gemeinnützige Organisationen unterstützen, wodurch Du Deinen Lebensunterhalt mit guten Taten finanzieren könntest.

Natürlich gibt es auch allgemein bekannte Bereiche, welche zur Selbstständigkeit einladen:

• Buchhaltung
• Webdesign
• Dolmetschen / Übersetzen
• Nachhilfe
• Redaktionelle Tätigkeiten
• Trainer
• Coach
• Influencer
• Verkauf eigener Produkte
• Gastronomie
• Startup Gründung
• …

Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos und wie bereits erwähnt sehr individuell. Sobald Du Dich für einen Bereich entschieden hast, geht es an die Planung.

Freiberuflich oder gewerbetreibend?

Dies zu entscheiden ist nicht ganz einfach. Sobald man ein Unternehmen gründet, ist man in der Regel gewerbetreibend. Jedoch kann eine Tätigkeit auch als freiberuflich eingestuft werden, was in Bezug auf die Steuer interessant ist, da man von der Gewerbesteuer befreit wäre. Was genau bei Dir der Fall sein wird, weiß das Finanzamt. Ob man freiberuflich oder gewerbetreibend tätig ist kann das Finanzamt am besten ermitteln, da es auch hier viele weiche Grenzen gibt.

Hier gibt es tolle Minijobs

Selbstständig werden in 10 Schritten

Wenn Du die Vor- und Nachteile verinnerlicht, Deine Idee gefunden hast und noch immer selbstständig werden möchtest, dann geht es ans Planen.

1. Die Idee
2. Geschäftsplan erstellen (Wettbewerb analysieren, Preise kalkulieren, Stärken und Schwächen etc.)
3. Finanzierung (hast Du genügend Mittel, um den Start Deiner Selbstständigkeit zu finanzieren?)
4. Genehmigungen und Rechtsform (Gewerbeerlaubnis, wenn nötig Gesundheitszeugnis etc.)
5. Namen und Logo entwerfen (wie darf man Dich in Zukunft nennen? 😉)
6. Internetseite erstellen (nicht zwingend nötig, kann jedoch ratsam sein)
7. Gewerbe anmelden (auch ein Geschäftskonto kann sinnvoll sein)
8. Vermarktung starten
9. Buchhalterisches wie Rechnungen schreiben
10. Versicherungen prüfen

Selbstständig werden Tipps

Geh die Selbstständigkeit mit Struktur und realistischen Zielen an, außerdem sind essenziell…

• Geduld
• Sinnvolle Planung
• Finanzielle Absicherung (z.B. durch eine feste Nebentätigkeit)
• Kurse und Beratungsangebote
• Sinnvolle Versicherungen

Selbstständig werden ohne Eigenkapital

Da auch aus staatlicher Sicht hohes Interesse an erfolgreichen Selbstständigen besteht, gibt es verschiedene kostenlose Beratungsmöglichkeiten, Coachings und finanzielle Unterstützungen und Förderungen, welche den Eintritt in die Selbstständigkeit sichern können. Auch die Möglichkeit zunächst nebenberuflich selbstständig zu werden, könnte für finanzielle Sicherheit sorgen.

Kleiner Job gefällig, um Dein Eigenkapital zu erhöhen? Hier entlang

Selbstständig werden Arbeitsamt/Jobcenter

Auch das Arbeitsamt und das Jobcenter können eine gute Anlaufstelle sein, wenn es um Existenzgründungen geht. Neben Beratungen, Einstiegsgeldern und anderen Leistungen hat man hier die Sicherheit, dass wirklich ein Interesse besteht bei der Existenzgründung zu helfen, da dies auch dem Staate zugutekommt.

Selbstständig werden Förderung

Es gibt auch Unternehmen, welche mit dem Arbeitsamt zusammenarbeiten und zusätzlich eigene Förderungen anbieten, welche für mehr Sicherheit insbesondere in der Anfangsphase sorgen können. Als Tipp: Konsultiert verschiedene Angebote, um das für Euch Beste zu finden. Viele Unternehmen bieten kostenlose Beratungen an, welche Euch bei der Entscheidungsfindung helfen können.

Selbstständig werden Nebenberuflich

Es besteht auch die Möglichkeit Nebenberuflich selbstständig zu werden. Dies ist insbesondere dann ratsam, wenn man eine gewisse Sicherheit zu Beginn der Selbstständigkeit wünscht. Nebenberuflich selbstständig zu sein hat auch den Vorteil, dass man im Falle der Aufgabe der Selbstständigkeit direkt die Möglichkeit hat „normal“ angestellt zu sein, ohne sich erst wieder in die Angestelltenrolle einarbeiten zu müssen.

Fazit

Geht in Euch. Prüft, ob die Vorteile der Selbstständigkeit für Euch überwiegen und ob die Nachteile ernsthafte Probleme darstellen könnten. Lasst Euch kostenlos beraten und gebt nicht zu schnell auf. Der Anfang mag aufregend und vielleicht auch erschreckend sein, jedoch wird sich im Laufe der Zeit eine gute Routine etablieren und ein gutes Coaching kann Euch auch aus schwierigen Situationen helfen.

Überprüft Eure Fördermöglichkeiten und arbeitet vielleicht zu Beginn zweigleisig (angestellt und selbstständig).

Geduld, Selbstkritik und Vorbereitung, das ist das Rezept, um erfolgreich selbstständig zu werden. So werdet auch Ihr Euren Traum erfüllen. Viel Erfolg!