Jobsuche
27.10.2020
Die wenigsten Abiturienten wollen es ihren Lehrer*innen nach dem Abschluss gleichtun. Die Wahl des Studienganges Lehramt wird aus diesem Grund in der Regel nur von Studenten getroffen, die viel Begeisterung für die pädagogische Arbeit und Interesse für ein bestimmtes Fachgebiet mitbringen. Aber es gibt auch Studierende, die nach dem Abschluss ihres Studiums bemerken, dass die Schulzeit doch irgendwie gar nicht so schlimm war.
Egal, ob die Begeisterung für das Unterrichten während einer Nachhilfestunde oder beim Vortrag in der Vorlesung entdeckt wurde: Der Wunsch nach dem Job als Lehrer*in ereilt viele Kandidaten erst nach ihrem Abschluss an der Uni. Aber ist es dann nicht zu spät? Tatsächlich gibt es aufgrund des immer größer werdenden Lehrermangels immer mehr Möglichkeiten auch für fachfremde Akademiker, den Weg als Quereinsteiger in den Beruf Lehramt einzuschlagen. Eine ganze Menge Motivation und Durchhaltevermögen sind nötig, aber das zweite Staatsexamen winkt mit einer Verbeamtung nicht nur den Lehramtsstudenten.
Aber was genau ist eigentlich ein Quereinsteiger? Gibt es da bestimmte Voraussetzungen, die du mitbringen musst? Gibt es Ausschlusskriterien? Welche einzelnen Schritte und Ausbildungsziele erwarten dich bis zum Bestehen des zweiten Staatsexamens? Und welche Tipps können dir diesen Weg leichter machen? Hier findest du erste Informationen rund um diese Fragen. Falls du ernsthaft mit dem Gedanken spielst, dein Berufsfeld in eine Schule zu verlagern, lohnt sich auch ein Anruf beim zuständigen Berater deines Bundeslandes. Dort bekommst du detaillierte und individuelle Informationen.
Wenn du dich für den Beruf Lehrer*in in einer Schule oder Berufsschule interessierst, gehörst du nicht automatisch zu den Quereinsteigern. Als Quereinsteiger bezeichnet man diejenigen, die kein Lehramt studiert, aber ein Referendariat abgeleistet haben. Daneben gibt es noch Seiteneinsteiger. Diese Kandidaten bringen weder ein Lehramtsstudium noch einen Vorbereitungsdienst wie das Referendariat mit.
Warum diese ganze Wortklauberei? Ganz einfach: Jedes Bundesland stellt unterschiedliche Anforderungen an fachfremde Kandidaten, die in den Lehramtsberuf wechseln wollen. Um hier die richtigen Informationen über deine individuelle Situation zu erhalten, musst du angeben, in welcher Position du dich befindest. Seiteneinsteiger zum Beispiel durchlaufen im Gegensatz zu Quereinsteigern „lediglich“ eine einjährige pädagogische Einführung parallel zum Unterricht und werden nur befristet bzw. für Vertretungstätigkeiten eingestellt. Wenn du die Verbeamtung und langfristige Tätigkeit als Lehrer*in anvisierst, musst du dich als Quereinsteiger mit den entsprechenden Anforderungen einordnen.
Die Voraussetzungen für einen Quereinstieg als Lehrer*in sind je nach Bundesland individuell geregelt. In der Regel musst du allerdings ein Masterstudium erfolgreich abgeschlossen haben, das einem Fach mit großem Lehrermangel entspricht. Aktuell sind das die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Insbesondere der Quereinstieg als Berufsschullehrer bietet sich bei einem technischen Abschluss an, da auf diesem Gebiet der größte Lehrermangel herrscht.
Zusätzlich zu diesem Masterabschluss musst du Kenntnisse in einem weiteren Fach nachweisen. Als Nachweis für die Kenntnisse in diesem weiteren Fach reicht das Bachelorzeugnis oder eine Zwischenprüfung als Voraussetzung. Je nach Bundesland wird manchmal auch eine mehrjährige Berufserfahrung in deinem Fachgebiet verlangt.
Die drei Voraussetzungen Master, Zusatzkenntnisse in einem Fach und Berufserfahrung ersetzen das erste Staatsexamen. Erst wenn du diese Punkte abhaken kannst, wirst du zum Vorbereitungsdienst für das zweite Staatsexamen zugelassen.
Kannst du alle erforderlichen Voraussetzungen deines favorisierten Bundeslandes nachweisen, musst du eine Bewerbung für den Vorbereitungsdienst einreichen. Dieser dauert 18-24 Monate und bietet dir neben praktischen Elementen direkt an der Schule auch theoretische Kenntnisse im Umgang mit Schülern und Eltern sowie der Unterrichtsgestaltung.
Hast du diese Phase abgeschlossen, kannst du eine Prüfung zum zweiten Staatsexamen ablegen und regulär als Lehrerin an einer Schule eingestellt werden. Theoretisch hast du somit dieselbe Befähigung wie Lehrerinnen, die klassisch ein Lehramtsstudium absolviert haben. Eine Verbeamtung ist somit möglich, allerdings werden Quereinsteiger*innen stärker reglementiert. Die Altersgrenze liegt bei 40-45 Jahren, was deine Chancen durchaus realistisch macht.
Der Quereinstieg an einer Schule ist nicht immer einfach. Im Gegensatz zu Kollegen, die einen Masterabschluss in einem klassischen Lehramtsstudium inklusive Praktika mitbringen, wirst du als Neuling erst einmal ins kalte Wasser geworfen. Damit du dabei nicht untergehst, lohnt es sich, folgende Tipps zu berücksichtigen.
Im Gegensatz zu der gängigen Vorstellung werden die meisten Quereinsteiger vom Kollegium als Bereicherung empfunden. Allerdings ist das auch abhängig von der Schulleitung und deren Akzeptanz gegenüber den Neulingen. Wichtig sind daher Lernbereitschaft und eine enge Zusammenarbeit mit der Schulleitung und erfahrenen Lehrern. Einzelgänger haben es deutlich schwerer.
Auch hier kommt es auf die Akzeptanz und das Sozialgefüge der einzelnen Klassenstrukturen an. In vielen Fällen, insbesondere in höheren Jahrgängen profitieren die Schüler von einem Quereinstieg. Hier werden Fragen nach der Biografie und dem Berufsweg gestellt. Allerdings kann die mangelnde Erfahrung auch schnell ausgenutzt werden. Es empfiehlt sich daher, gerade im Umgang mit schwierigeren Schülern, die Hilfe eines erfahrenen Kollegen in Anspruch zu nehmen.
Bist du wirklich zum Lehrer geeignet? Viele Kandidaten treffen die Entscheidung eher aus einer Sentimentalität heraus, als aus fundierten Gründen. Ein Gespräch mit einem überarbeiteten Oberstufenlehrer, der gerade wieder eine Mathearbeit korrigiert, kann da schnell Abhilfe schaffen.
Wenn du dagegen pädagogische Fähigkeiten, Interesse für ein Fachgebiet, eine gute Selbstwahrnehmung und Durchsetzungsvermögen mitbringst, kann ein Quereinstieg tatsächlich eine realistische Option sein. Der beste Tipp, um eine gute Entscheidung zu treffen, ist immer noch das gute alte Praktikum.
Die Arbeitsbelastung eines Quereinsteigers ist enorm hoch und sicherlich höher, als du es dir aktuell vorstellst. Die Vorbereitung von Unterricht, Korrektur von Arbeiten, Erstellung von Klausuren: Das alles kostet Neulinge sehr viel Zeit. Außerdem warten da noch Konferenzen, Elterngespräche und weitere Termine. Und das alles neben der eigentlichen Kernarbeit: dem Unterrichten. Um das zweite Staatsexamen erfolgreich abzuschließen, ist eine Teilzeitstelle daher eine sehr attraktive Option.
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