So lernst du den Umgang mit Kritik am Arbeitsplatz

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09.03.2021

So lernst du den Umgang mit Kritik am Arbeitsplatz

Bewerbung abgeschickt, Vorstellungsgespräch gerockt, Arbeitsvertrag unterschrieben. Und sie arbeiteten glücklich bis an ihr Lebensende? Wohl kaum. Tatsächlich gehen über 60 Prozent aller Berufsunfähigkeitsfälle auf Unzufriedenheit am Arbeitsplatz und daraus resultierenden psychischen Störungen zurück. Fast niemand kann auf seine Karriere zurückblicken, ohne wenigstens einen Kollegen oder Vorgesetzten zu benennen, der die Wohlfühlatmosphäre im Job milde ausgedrückt etwas dezimiert hat. Oder auf direkt: Den Arbeitsplatz zur Hölle gemacht hat. Wie gehst du als Berufsanfänger oder sogar schon als erfahrene Fachkraft mit dieser Information um? Steckst du den Kopf in den Rechner und stellst deine Kopfhörer lauter? Oder suchst du dir einen neuen Arbeitsplatz?

Tatsächlich gibt es viele Strategien, um mit Kritik am Arbeitsplatz fertig zu werden. Das Wichtigste dabei gleich zuerst: Keine dieser Strategien sollte sich jemals gegen dich selbst richten. Negative Gedanken, schlechtes Gerede oder gar Süchte sind dringende Warnzeichen, dass die Kritik am Arbeitsplatz eine bestimmte Grenze überschreitet. In diesem Fall ist es der weiseste Schritt, dir von einer unbeteiligten Person Rat und Hilfe zu holen. Hast du es dagegen einfach mit einem kritikfreudigen Kollegen und einem überengagierten Chef zu tun oder musstest du berechtigte Kritik einstecken, weil du ein Projekt versemmelt hast, gibt es gute Wege, daraus zu lernen und gleichzeitig eine positive Einstellung zu behalten.

Aber warum gibt es eigentlich so oft Probleme am Arbeitsplatz, wenn Kritik angesprochen wird? Kann es sich dabei auch ganz einfach um Missverständnisse handeln, die auf unterschiedlichen Erfahrungen beruhen? Wie erkennst du richtige Kritik und wie unterscheidest du von unberechtigter Kritik im Job? Was hilft dir dabei, nach Kritik mit deinem Chef und den Kollegen normal weiter zu arbeiten und welche Fehler solltest du vermeiden? Hier findest du erste Ansätze, wie du mit Kritik am Arbeitsplatz gesund und positiv umgehst. Viel Erfolg!

Kommunikation am Arbeitsplatz: Kritik und das Ohrenmodell

Redet doch einfach mal miteinander. Dieser Rat ist so gut gemeint. Und so falsch. Miteinander reden ist nämlich genau das, woran es zwischenmenschlich oft hapert. Woran kann das liegen? Ein Wissenschaftler mit dem passenden Namen Friedemann fand heraus, dass es bei dem gesprochenen Wort eben sehr viel mehr, als nur um die reine Sachebene geht. Hast du dir zum Beispiel eben von deinem Chef Kritik am Arbeitsplatz anhören müssen, sind unterbewusst folgende vier Informationen mitgeklungen.

  1. Die Selbstkundgabe. Was verrät die Kritik eigentlich über deine Kollegen oder deinen Chef? In jeder Aussage werden persönliche Informationen preisgegeben.
  2. Der Beziehungshinweis. Wie steht dein Chef oder dein Kollege zu dir? In welchem Machtgefüge bewegt ihr euch oder handelt es sich um ein freundschaftliches Verhältnis?
  3. Der Appell. Was genau soll durch die Kritik ausgelöst oder erreicht werden? Wirst du zu etwas aufgefordert?
  4. Die Sachinformation. Hierbei geht es um einen Fehler. In den meisten Fällen ist beiden Parteien nur diese Ebene bewusst.

Wie du merkst, schwingt bei Kritik immer sehr viel mehr mit als nur die reine Aussage oder Sachinformation. Genau aus diesem Grund fühlst du dich vielleicht angegriffen oder verletzt, obwohl es auf den ersten Blick keinen Grund dafür gibt. Deswegen ist es wichtig, bewusst die vier Ebenen abzuklappern und dich zu fragen, woran es hier wirklich hapert.

Kritik oder nicht? So unterscheidest du

Wie du vielleicht bereits gemerkt hast, ist der wichtigste Schritt zu einem guten Umgang mit Kritik der bewusste Umgang damit. Gerade im Job ist häufig viel los und nach einem unerfreulichen Gespräch bleibt ein ungutes Gefühl, dass unbeachtet sein Dasein fristet und dabei immer größer wird. Darunter können nicht nur die Beziehungen zu deinen Kollegen leiden, sondern auch deine gesamte Arbeitseinstellung. Die Zeit für eine Eigenreflektion nach Kritik ist daher wichtig, um auch langfristig weiter motiviert an Aufgaben und Arbeit heran zu treten.

War das jetzt also berechtigte Kritik an deinen Aufgaben, einfach Meckerei oder einfach nur eine Aussage? Die folgenden Merkmale zeigen dir, was gute Kritik ausmacht.

  • Fokus auf die Sachebene. Kannst du nach dem Gespräch genau erklären was falsch gelaufen ist, oder hast du einfach ein schlechtes Gefühl im Magen? Ersteres ist ein Zeichen für konstruktive Kritik, zweiteres spricht nicht dafür.
  • Begleitung bei der Lösung von Fehlern. Fehler haben Konsequenzen. Dein Chef oder Kollege sollte dich damit nicht allein lassen, sondern so lange unterstützen, bis wieder alles rund läuft.
  • Gemeinsames Besprechen des weiteren Vorgehens. Du sitzt im Büro und fragst dich, ob demnächst eine Abmahnung im Briefkasten landet? Gute Kritik lässt dich nicht im Ungewissen, sondern gibt dir Sicherheit bei den nächsten Aufgaben im Job.
  • Kritik unter wenig Augen. Vor den Kollegen oder gar anderen Chefs sind unangenehme Gespräche tabu. Kritikpunkte sollten immer in einem sicheren Rahmen thematisiert werden.
  • Positives Gesprächsende. Die obligatorische knallende Tür steht für einen Kritikgeber, der selbst Kritik verdient hat.
  • Anhörung deiner Sichtweise. Zu einem Streit gehören immer zwei – genauso wie zu einem Fehler. Dein Chef sollte in der Lage sein, mit dir zusammen Fehlerursachen zu suchen.

3 Fehler nach Kritik am Arbeitsplatz: Besser nicht

Nach einem unangenehmen Gespräch im Job, geht jeder anders mit dem Frust um. Und tatsächlich kann es auch von Vorteil sein, eine bestimmte Strategie zum Stressabbau zu haben. Ob du eine Runde laufen gehst, dir ein Eis holst oder erstmal eine Runde nachdenkst: Das alles ist völlig legitim. Schwierig wird es, wenn du Kritik im Job mit Verhaltensmustern kompensierst, die auf Dauer eher schaden. Zum Beispiel die folgenden Drei.

#1 Direkt einen neuen Job suchen

Wer kennt es nicht? Wenn der Job heute mal wieder richtig genervt hat und du obendrein noch Kritik für deine Aufgaben einstecken musstest, landest du ganz automatisch auf Jobbörsen. Was will dieser Laden eigentlich noch von dir! Auch wenn es einen Zeitpunkt für einen Jobwechsel durchaus gibt, sollte so ein Vorhaben allerdings immer überlegt und niemals emotional angegangen werden.

#2 Aufgaben schleifen lassen

Zugegeben, nach einem Hagel an Kritik braucht die Motivation erstmal einen Unterschlupf. Oder eine Flugreise ganz weit weg. Da ist es kein Wunder, wenn der Wecker die nächsten drei Tage ziemlich lange klingeln darf. Das Problem bei diesem Motivationstief ist nur: Das kann auch für Kritik sorgen und schon befindest du dich in einem Teufelskreis. Also besser die Zähne zusammenbeißen, bis dir wieder etwas richtig gut gelingt.

#3 Frust mit den Kollegen besprechen

Hand aufs Herz: Jeder hat das schon einmal gemacht. Kaum kommst du zurück ins Büro, wollen schließlich alle wissen, was der Chef denn so Wichtiges von dir wollte. Auch wenn es guttut, sich alles von der Seele zu reden, solltest du damit warten, bis du zuhause bist. Kollegen sind toll – aber nicht für den Firmenklatsch!

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