New work
01.07.2022
Sitzen. Minütlich, stündlich, täglich befinden wir uns über einen langen Zeitraum am Stück in einer Position, die – bei falscher Ausführung – langfristig zu physischen Problematiken führen kann. Wir lernen, arbeiten und entspannen in ihr, fahren Auto, tippen Texte in die Tastatur unseres PCs oder schreiben unseren Freund:innen via Smartphone. Und das jeden einzelnen Tag.
Laut dem DKV-Report 2021 erreicht unsere statistische Sitzzeit einen neuen Negativrekord: ganze 8,5 Stunden verbringen Otto-Normal-Deutsche damit, mit ungesund gekrümmter Wirbelsäule ihren Hintern auf eine mehr oder weniger gemütliche Plattform zu pressen. Dass diese Beschreibung nach Problem schreit, ist vermutlich logisch. Rückenschmerzen, Haltungsschäden und zahllose weitere Symptomatiken korrelieren mit dem anhaltenden Trend.
Leider können wir uns oftmals jedoch nicht aussuchen, wie viel oder wenig Zeit wir am Schreibtisch verbringen, immerhin findet neben Freizeit primär produktives Arbeiten in sitzender Position statt. Ob im Studium, am Arbeitsplatz im Büro oder auch beim Fahren von Bahn oder Auto, im Kino oder beim Arzt im Wartezimmer: überall begegnen uns Stühle, Bänke sowie Sitzplätze. Und mit ihnen eine meist ähnliche oder sogar gleichbleibende Strapazierung unseres Organismus.
Kritisch wird es dann, wenn die Belastung auf bestimmte Körperareale über einen ausgedehnten Zeitraum hinweg erfolgt: „Es gilt die Regel: Alles was zu lange oder extrem ausartet, kann zum Problem werden“, äußert Frederik Börges im Interview mit dem Magazin der ErgonomieWelt. Im Jahr 1988 eröffnete dieser das „Haus für gesundes Sitzen“ in Bremerhaven, welches sich mit 40 Ergonomie-Fachgeschäften auf körperliche Gesundheit im ruhenden Zustand spezialisiert hat. „Die Abwechslung ist das Hauptziel, nur glaube ich, dass der Schreibtisch aus Gründen der Arbeitsdisziplin so schnell nicht verschwinden wird.“
Wie Börges skizziert, ist es elementar sich um gesundes Sitzen zu bemühen, immerhin verbringen wir durchschnittlich ein Drittel unserer Lebenszeit mit Arbeiten. Welche negativen Auswirkungen eine falsche Haltung beim Arbeiten nach sich ziehen und wie Sie ergonomisches Arbeiten realisieren können, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel!
Sitzen ist das neue Rauchen
In weißen Majuskeln prangt diese zugegeben plakative These auf dem dunklen Cover gleichnamiger Lektüre. Von Dr. Kelly Starrett, Juliet Starrett und Glen Cordoza veröffentlicht, stürmt die Publikation September 2016 den Buchmarkt und zeigt mit wissenschaftlichen Untersuchungen, dass zu langes Sitzen Menschen krank und depressiv werden lässt – zumindest, wenn sich nicht um den eigenen Körper gekümmert wird.
Überlegen wir einmal Folgendes: Wie fühlen wir uns meist nach einem durchschnittlich langen Arbeits-, Schul- oder Unitag? Die aufkommende Müdigkeit wird meist begleitet durch unangenehmes Ziehen in Wirbelsäule und Kopf, die Schlappheit setzt ein und wir möchten am liebsten nur noch eins: kopfüber ins Bett fallen.
Zu langes Sitzen schadet dem Körper, diese Binsenweisheit ist vermutlich allen bewusst. Welche konkreten gesundheitlichen Folgen auftreten können, tragen wir am besten hier einmal zusammen:
Zeit steht in enger Verknüpfung mit Wandel. Stetig folgen neue Innovationen und Trends, deren Veränderungen tiefgreifende Auswirkungen auf sämtliche gesellschaftliche Ebenen zeigen. Selbst unser Berufsalltag bleibt von Veränderungen nicht verschont: Besonders prädestiniert für neuartige Belastungen im Arbeitsleben zeigt sich nicht etwa wie erwartet im Extremsport oder in körperlich belastenden Jobs, sondern in sitzender Tätigkeit.
Eine repräsentative Befragung, 2019 durchgeführt von forsa im Auftrag des IBA, zeigt deutlich: statistisch gesehen arbeiten ganze 59 Prozent der 1.000-1.500 befragten Beschäftigten überwiegend an einem Bürotisch. Die Ursache liegt auf der Hand: Mit voranschreitender Digitalisierung und Technologisierung verlagert sich die moderne Arbeitswelt zunehmend in Richtung sitzender Tätigkeiten ‒ neue körperliche Beschwerden wie Schäden in Haltung, Muskulatur sowie Skelett und andere gesundheitliche Beschwerden steigen exponentiell.
Ein Problem, dessen Lösung mit neun Buchstaben daherkommt: die Ergonomie. Im Jahr 1857 von Wojciech Jastrzębowski eingeführt, erobert die Disziplin im Kontext der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Rekordtempo die Arbeitswelt. „Der Begriff Ergonomie setzt sich aus den griechischen Wörtern ‘ergon’ (Arbeit) und ‘nomos’ (Gesetz, Regel) zusammen“, so die Definition des Instituts für integrierte Produktion Hannover (IPH). „Man versteht darunter die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den Menschen und nicht umgekehrt.“
Grundgedanke der Ergonomie ist es also, einen optimalen Rahmen für produktives ‒ und primär gesundes ‒ Arbeiten zu schaffen. Dies geschieht in Form von Anpassungen in Mobiliar, Atmosphäre sowie Organisationsprozessen, um einen Beruf mit Wohlfühleffekt zu kreieren. Denn: Wer gerne zur Arbeit kommt und langfristig gesund bleibt, bringt bekanntlich produktivere sowie verbesserte Leistungen. Somit stellt die Methode sowohl für Arbeitnehmer:innen als auch Unternehmen eine wechselwirkende Vorteilstaktik dar.
Dezember 2016. Dies ist das Datum, an dem das Bundesarbeitsministerium (BMAS) eine Änderung der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) erlässt. Das Ergebnis: Von nun an ist die Bildschirmarbeitsverordnung zugunsten von Arbeitnehmenden im Büro inkludiert, welche bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes die Personalgesundheit aktiv berücksichtigt. Zu den rechtlichen Grundlagen zählt zudem das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), welches die Arbeitsbedingungen grundlegend definiert.
Die Nachfrage nach verbesserten Standards im deutschen Office ist gigantisch. Im Rahmen gleicher Befragung des IPH konnte ermittelt werden, dass sich stolze 87 Prozent der Büro-Mitarbeitenden einen ergonomisch ausgestatteten Arbeitsplatz wünschen. Neben Bewegung, ausreichenden Pausen und einem ausgeglichenen Alltag leistet gesundes Sitzen schließlich einen entscheidenden Beitrag zur allgemeinen körperlichen Lebensqualität.
Gesagt, getan: um den Arbeitsplatz Ihres Personals möglichst ergonomisch auszustatten, finden Sie im Folgenden einige Aspekte, auf die es sich lohnt, den Fokus zu legen.
Live a life that is well balanced; don't do things in excess ‒ Daniel Smith, Banned Subconscious Mind Secrets
Balance. Dieser englischsprachige Begriff ist vermutlich das zentrale Schlagwort schlechthin, wenn wir tiefer in die Materie der psychischen sowie physischen Gesundheit eintauchen. Beide Ebenen werden durch unsere täglichen Handlungen und Gewohnheiten essenziell beeinflusst, beeinträchtigt bei ungesunder sowie bereichert bei einer ausgewogenen Lebensführung. Nahrungsaufnahme ist überlebenswichtig, vollziehen wir sie jedoch exzessiv, so kann diese schnell negativen Einfluss auf unsere körperliche Fitness nehmen. Schlaf bereichert uns mit Energie, wohingegen übermäßig zahlreiche Stunden uns antriebslos und schlapp fühlen lassen. Und Arbeiten versorgt uns mit finanzieller Sicherheit, wohingegen sich unsere Leistungsfähigkeit ohne zwischenzeitige Pausen erheblich reduziert.
Ähnliche Handhabung zeigt sich auch beim Sitzen am Arbeitsplatz: verharren wir zu lange in einer Position, so versteifen wir. Gelenkschmerzen, Rückenbeschwerden und Motivations-Engpässe treten als Folgen auf. So sinnvoll ein ergonomischer Arbeitsplatz auch ist, einen ausgewogenen Lifestyle kann selbst der beste Bürostuhl nicht ersetzen. Daher sollten Sie auch außerhalb des Büros darauf achten, sich mit folgenden Tipps ein ergonomisches Leben anzueignen:
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