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25.07.2022
Das Metaverse ist heutzutage ein häufig verwendetes Buzzword. Aber gibt es einen Nutzen für HR oder verwandte Bereiche, der bereits zu greifbaren Ergebnissen führt? Unser Innovationsmanager Alexander Johnston spricht mit Jeremy Dalton, Leiter der Metaverse-Technologien und Spezialist für erweiterte Realität (XR), bei PwC.
Alex: Jeremy, Sie sind ein Spezialist für alles, was mit XR, dem Metaverse und möglichen Anwendungsfällen zu tun hat. Was ist Ihre Sicht auf mögliche Anwendungsbereiche des Metaverse?
Jeremy: Während wir viele Beispiele dafür sehen, wie das Metaverse genutzt wird, um Kund:innen mit Unternehmen zu verbinden und so das Engagement, den Markenwert und den Umsatz zu steigern, wird anderen Anwendungen, die die gleichen oder potenziell noch größere Auswirkungen haben, wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Alex: Was denken Sie konkret über den Einsatz im Recruiting, insbesondere im Hochschulbereich?
Jeremy: Die Personalbeschaffung ist eine Tätigkeit, die große Unternehmen jedes Jahr Millionen kostet. Schulabgänger:innnen und Hochschulabsolvent:innen werden oft von Unternehmen umworben, die mühsam zu den Universitäten im ganzen Land reisen. Das ist kein skalierbares Modell, und obwohl einige Versuche unternommen wurden, Videokonferenzen als alternatives Mittel zur Ansprache einer größeren Bevölkerungsgruppe zu nutzen, wurde es von Studenten und Fachleuten gleichermaßen nur mäßig aufgenommen.
Alex: Warum glauben Sie, dass Videokonferenzen nicht der Königsweg sind, um das Recruiting zu verbessern? Wie könnte das Metaverse helfen?
Jeremy: Videokonferenzen haben ihre Nachteile, vor allem weil es sich um eine unnatürliche Form der Kommunikation mit einer großen Gruppe von Menschen handelt, die eine unnötig angespannte Atmosphäre mit 15 Gesichtern schaffen kann, die scheinbar ständig auf Sie und Ihren Hintergrund starren (und ihn möglicherweise genau beobachten). Im Gegensatz dazu ermöglicht das Metaverse vertrautere Interaktionen - Sie (oder genauer gesagt Ihr digitaler repräsentativer Avatar) können ein privates Gespräch mit Ihren Kommiliton:innen oder Kolleg:innen führen, zu einem anderen Präsentationsort gehen und dabei die Privatsphäre Ihres physischen Selbst und Ihrer Umgebung wahren.
Außerdem geht es nicht nur um die Wahrung der Privatsphäre, die die Nutzung des Metaversums komfortabler macht. Die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie man sich jeden Tag darstellt, ermöglicht es einem, sein wahres Ich bei der Arbeit zu zeigen, und trägt zu einer größeren Integration bei.
Alex: Haben Sie diesen Anwendungsfall bei PwC bereits ausgeführt?
Jeremy: Ja, alle oben genannten Punkte basieren auf Feedback, das ich persönlich von Studierenden erhalten habe, die über Virtual Park, unsere Metaverse-Plattform für die Studierendenrekrutierung, die bis heute über 20.000 Besucher hatte, mit PwC in Kontakt getreten sind.
Die Plattform schaue ich mir auf jeden Fall an. Was könnte über den Erstkontakt mit Bewerber:innen hinaus noch über XR gemacht werden?
Jeremy: Die Rekrutierung geht über das bloße Einstellen von Studierenden hinaus. Es ist ein weites Feld, das von der Suche und Identifizierung geeigneter Personen (Sourcing) bis zur Einführung in das neue Unternehmen (Onboarding) reicht. Beide Prozesse sind aufgrund der oben genannten Vorteile Kandidat:innen für eine Metaverse-Implementierung.
Doch das ist nicht alles: Auch nach der Einstellung kann das Metaverse als kollaborativer digitaler Arbeitsplatz genutzt werden, um das Zugehörigkeitsgefühl und die Kollegialität im Zeitalter von Remote Work wiederzubeleben, sobald sich eine Person im neuen Unternehmen eingerichtet hat. Ähnlich wie bei Multiplayer-Videospielen, die es schon seit Jahrzehnten gibt, können die Nutzer:innen ihre virtuelle Umgebung gemeinsam erkunden und sich sogar spontan zu einem kurzen Gespräch treffen - etwas, das nicht möglich ist, wenn die Menschen nicht physisch an einem Ort sind.
Alex: Das klingt spannend und wird die Welt der Personalbeschaffung sicherlich bereichern. Wohin wird sich diese Technologie Ihrer Meinung nach in Zukunft entwickeln?
Jeremy: Wir stehen am Anfang einer Reise, die eines Tages dahin führen könnte, dass das Metaverse in Organisationen überall so häufig genutzt wird wie jetzt schon Videokonferenzen. Und im Laufe der Zeit und mit zunehmender Akzeptanz können wir erwarten, dass bestehende Anwendungen wie die Rekrutierung von Studierenden und die Remote-Zusammenarbeit benutzerfreundlicher werden - und dass völlig neue Anwendungen entstehen, an die wir noch gar nicht gedacht haben!
Alex: Wir werden das im Auge behalten. Vielen Dank für das Interview, Jeremy!
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