Studierendenleben
19.11.2024
Hausarbeiten, Abschlussarbeiten, Präsentationen … Wesentlicher Bestandteile eines Studiums ist es Literatur zu verschlingen und eigene Arbeiten zu verfassen. Nicht nur, weil man Dich prüfen will, sondern auch, um Dich zu schulen. Es sollte daher selbstverständlich sein, dass Deine angefertigten Arbeiten auch wirklich von Dir stammen, und hier wird es nun kritisch: Ab wann kann Unterstützung beim Anfertigen einer Arbeit als Ghostwriting interpretiert werden? Welche Hilfe ist erlaubt, welche ist hochkritisch und ab wann wird es schlichtweg kriminell?
In gewisser Weise ist die Bezeichnung „Ghostwriting“ bezüglich des Wortes „Ghost“ recht gut getroffen. Jener „Ghost“ fertigt Arbeiten, zumeist schriftliche, für andere an, bleibt selbst jedoch unbekannt, wie ein „Geist“. Diese Person erstellt Teile oder komplette Arbeiten im Auftrag anderer, welche diese Arbeiten als die eigene präsentieren. Klingt dem „Ghost“ gegenüber zunächst vielleicht ungerecht, jedoch lässt sich dieser hierfür gut bezahlen.
Ghostwriting ist in normalen Gefügen nicht unüblich und gesetzlich nicht pauschal als „sittenwidrig“ einzustufen. Wenn beispielsweise ein freier Autor Artikel für Dritte anfertigt, welche dann auf deren Seiten zu sehen sind, ohne auf den Autor Rückschlüsse ziehen zu können, ist dies in der Regel eine einvernehmliche Vereinbarung, bei welcher es lediglich um „Content“ im geschäftlichen Sinne geht.
Nun wird es jedoch kriminell, Studis aufgepasst! Solltet Ihr eine solche Person beauftragen jegliche Art von Prüfungsleistung für Euch anzufertigen, dann ist dies als Betrug einzustufen! Wo genau die Grenzen liegen, erfahrt Ihr etwas weiter unten.
Theoretisch könnte man auch KI als eine Art Ghostwriter bezeichnen. Sie kann schriftliche Arbeiten nach gewünschten Kriterien erstellen, bearbeiten, korrigieren etc., wodurch auch sie in der Lage wäre, ganze Prüfungsleistungen für Dich zu „erbringen“.
In der Regel versteht man unter Ghostwriter jedoch eher eine Person, welche unbekannt bleibt und deren Arbeiten von anderen als die ihre ausgegeben wird und hierfür Geld erhält.
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Wie bereits vorgewarnt, Ghostwriting ist im universitären Kontext höchst kritisch zu beäugen, insbesondere bei Abschlussarbeiten. Bei diesen füllt Ihr nämlich eine eidesstattliche Erklärung aus, mit welcher Ihr bestätigt, dass IHR die Arbeit ALLEIN erstellt habt, unter Berücksichtigung der in der Arbeit angegebenen Quellen.
Sobald Ihr jedoch Teile oder gar die ganze Arbeit erstellen lasst und die eidesstattliche Erklärung dennoch unterschreibt, was Ihr in jedem Fall tun müsst, um Eure Arbeit einzureichen, beginnt der Betrug!
Die Grenze ist hierbei recht klar: Sobald jemand anderes für Euch schreibt, Ideen und Konzepte entwickelt, welche zur Leistungserbringung gehören, oder Theorien erarbeitet, stellt dies nicht mehr Eure Arbeit dar.
Unterstützung in Form von Beratung oder Korrekturlesen (z.B. um Flüchtigkeitsfehler wie Groß- und Kleinschreibung zu vermeiden) ist hingegen unproblematisch, jedoch gilt auch hier, dass keine Konzepte von anderen kopiert werden dürfen.
Neben dem kriminellen Aspekt ist auch der finanzielle nicht zu unterschätzen. Teilweise werden für „gut geschriebene“ Arbeiten unglaubliche 300€ PRO SEITE verlangt, wobei es keine Garantie gibt, für diese Arbeit eine gute Note zu erhalten. Beispiel gefällig? Wenn Du eine 80-seitige Masterarbeit schreiben musst und pro Seite 300€ zahlst liegst Du bei 24.000€ mit dem Risiko, eine schlechtere Note zu erhalten und wegen Betruges belangt zu werden. Zudem kannst Du Deine Arbeit kostenlos selbst schreiben😉.
Folge kann entsprechend sein, dass Du exmatrikuliert und vielleicht sogar verklagt werden kannst! Das sollte Grund genug sein, von einem Betrug abzusehen. Zusammengefasst:
Natürlich kann nicht pauschal behauptet werden, dass Leute, die andere ihre Arbeit machen lassen, pauschal böse und faul sind. Es gibt mit Sicherheit auch Fälle, in denen aus purer Verzweiflung auf Ghostwriter gesetzt wird, sei es aus zeitlichen Gründen (Familie, Arbeit etc.), sei es aus Angst dem Thema gegenüber. Solltet Ihr wirklich mit dem Gedanken spielen, Eure Arbeit von anderen schreiben zu lassen, bedenkt, dass es viele Möglichkeiten gibt, die Anfertigung von Prüfungsleistungen zeitlich flexibler zu gestalten und bei Problemen und Sorgen mit den Lehrkräften zu sprechen. Jede Lösung, die Euch vom Betrug abbringt ist besser als Betrug 😊
An den meisten Hochschulen gibt es verschiedene Möglichkeiten Unterstützung zu bekommen. Im Kolloquium kannst Du alle Fragen bezüglich Formalia klären (auch das von vielen gefürchtete Zitieren kannst Du hier genauer angehen 😉). Zudem kannst Du auch während des Schreibprozesses Rücksprache mit Deinen Professoren halten, wenn Du nicht weiterkommen solltest.
Auch der Austausch mit Kommilitonen kann hilfreich sein, indem Ihr Euch gegenseitig motiviert, gemeinsam EURE EIGENEN ARBEITEN schreibt und ablenkt, wenn Ihr einmal eine Pause benötigt.
Bevor Du jedoch überlegst, wer Dir wann wie wo helfen kann, solltest Du die Anfertigung Deiner Abschlussarbeit gut planen. Die folgenden Tipps können auch Dir helfen, die Übersicht zu behalten:
Zeitplan erstellen: Wie viel Zeit hast Du für Deine Abschlussarbeit? Hast Du währenddessen noch andere Arbeiten anzufertigen? An welchen Wochentagen kannst Du mehr Recherche betreiben, an welchen kannst Du mehr schreiben? Wie sieht es mit Deinem Nebenjob aus? Kannst Du ein wenig Urlaub nehmen, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben?
Aufgaben sichten: Was musst Du für die Erstellung der Arbeit beachten? Ist Deine Literatur ausreichend? Musst Du noch anderes, wie Interviews/Transkripte oder Statistiken organisieren/erstellen?
Rücksprache mit Prüfern: Kläre alle Fragen und Formalia und bereite Dich gut auf Dein/e Treffen mit Deinen Prüfern vor. Scheue Dich nicht auch vermeidlich Lächerliches zu fragen. In den meisten Fällen freuen sich die Professoren über Fragen und helfen Dir gerne bei der Beantwortung dieser.
Feste Termine erstellen: Wenn die oberen Punkte ausgiebig erörtert wurden, geht es an das Setzen von Terminen. Notiere Dir, was Du zu wann machen möchtest.
Beispiel:
Montag von 14:00 bis 16:00 Literaturrecherche
Mittwoch 10:00 bis 15:00 Auswertung der Literatur
Freitag 12:00 bis 14:00 Erstellung Titelblatt, Format, Struktur und Co.
Wieso es ein Termin sein sollte? Nun, wenn Du in Deinem Planer einen Arzttermin für Dienstag, den 03.02.2024 um 15:00 drin hast, denkst Du Dir doch bestimmt nicht „ach, ich gehe erst um 16:00 entspannt los oder verschiebe ihn auf nächste Woche“. Ein Termin, welchen Du einzuhalten hast, verschiebst Du weniger, als eine grobe Einteilung wie „Am Wochenende lese ich mal einen Artikel und schreibe zwei Absätze“.
Beachte bei der Terminsetzung auch Deine anderen zu erfüllenden Pflichten, Aufgaben, Arbeitszeiten und Pausen. Du solltest zu lange Schreibzeiten mit zu wenig Pausen vermeiden. Auch umgekehrt brauchst Du nach zwei Stunden schreiben keine 5 Stunden Zeit zum Zocken als Ausgleich 😉
Zwischenstand Prüfen: Es kann hilfreich sein, nach einigen Wochen eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Wenn Du beispielsweise Deine Masterarbeit schreiben musst, könnte Deine Zwischenbilanz nach drei Wochen wie folgt sein:
Wenn Du bemerkst, dass Du gut in der Zeit bist, super. Wenn nicht, überprüfe, wieso Du noch nicht so weit gekommen bist, wie geplant und versuche rechtzeitig gegenzusteuern.
Die ersten Wochen beinhalten hauptsächlich organisatorische Aspekte und die Beschaffung von Literatur und Quellen. Daher musst Du keine Panik haben, wenn Du in den ersten Wochen nur wenige Seiten geschrieben hast. Die Vorbereitung in den ersten Wochen wird Dir dabei helfen in den Wochen darauf mehr Raum fürs Schreiben zu haben 😊
Wenn Du 12 Wochen für die Erstellung Deiner Abschlussarbeit hast, rechne am besten mit maximal 8 Wochen, sodass Du für Notfälle noch Kapazitäten übrig hast. Es gibt an der Uni kaum etwas schöneres, als eine Arbeit deutlich vor Ablauf der Frist fertig zu haben. Somit hast Du genug Zeit die Arbeit mehrfach selbst durchzulesen und auf Flüchtigkeitsfehler hin überprüfen zu können.
Das alles mag vielleicht in einigen Teilen wie Drill klingen, ist jedoch für die Anfertigung von Prüfungsleistungen wichtig, um nicht in Panik zu geraten, wenn Du Dein Studium zu lässig planst. Wenn Du Deine Prüfungen abgeschlossen hast, kannst Du Dir Zeit zum Entspannen nehmen, dann macht das Faulenzen auch viel mehr Spaß 😉
Mal unter uns: Es ist nicht nur eine Sache des Geldes, des Aufwandes und der Verführung, Arbeiten von anderen erledigen zu lassen. Letzten Endes sagt es viel über Dich aus, ob Du Deine Arbeiten selbst anfertigst oder schreiben lässt. Um langfristig und gesichert beruflich erfolgreich zu sein, nicht jeden Spiegel anspucken zu müssen, wenn Du Dich in diesem erblickst und auch das im Studium erlernte Wissen wirklich zu beherrschen, muss Dir bewusst sein, dass Du für Dein Handeln verantwortlich bist.
Um Dein Abschlusszeugnis mit Stolz in den Händen halten zu können, musst Du Leistung erbringen. Das bedeutet nicht nur, anwesend zu sein und interessiert zu kucken. Es bedeutet, Dein wissenschaftliches Denken zu analysieren, Schwächen zu erkennen und an diesen zu arbeiten und gut organisiert zu studieren.
Egal ob Du an Schicksal, Karma oder Zufälle glaubst oder nicht: Früher oder später wird der Betrug offensichtlich. Spätestens, wenn mangelndes Wissen zu einem Thema, zu welchem Du eine hochdetaillierte Arbeit verfasst hast, deutlich wird oder Deine Arbeiten auf Plagiate hin kontrolliert werden. Eines Tages fliegt der Betrug auf und kann das Ende Deiner Karriere und vor allem Deiner Glaubwürdigkeit bedeuten.
Deshalb: Mit guter Planung, Disziplin und Ausdauer wirst Du es schaffen, Deine Arbeiten gut zu verfassen. Bei Schreibblockaden helfen bereits kleinere Maßnahmen und auch Rücksprachen mit Deinen Lehrkräften. Lass Dich nicht verführen Deine Arbeiten von anderen anfertigen zu lassen, immerhin musst Du Deinen Abschluss absolvieren und kein Geist, welcher Deine Arbeit erdichtet.
In diesem Artikel wird für eine bessere Lesbarkeit und Auffindbarkeit tendenziell die männliche Bezeichnung verwendet. Wir richten uns aber an alle Geschlechter.
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