Soziale Medien: 6 Tipps für einen gesünderen Umgang

Studierendenleben

28.07.2022

Soziale Medien: 6 Tipps für einen gesünderen Umgang

Tippen, scrollen, swipen, bis der Arzt kommt ‒ die Kommunikationsform des 21. Jahrhunderts lautet medial, während Interaktionen im „realen Leben“ scheinbar stetig mehr ad acta gelegt werden. Mittlerweile sind Smartphone, Tablet und Co. nicht mehr wegzudenken, schließlich leben und arbeiten wir sowohl privat als auch im geschäftlichen Rahmen mit den medialen Endgeräten. Wir präsentieren uns im schicken Anzug oder Kostüm auf Netzwerken wie Xing sowie LinkedIn, während unsere privaten Accounts vor Urlaubsbildern, Selfies sowie Fotos mit Freund:innen im Glanz von Filtern und Likes nur so strotzen. Life is a Performance scheint zur neuen Headline der Digitalgeneration mutiert zu sein.

Es existiert wohl kaum ein besseres Beispiel für Mehr Schein als Sein als Social Media, immerhin wimmelt es besonders auf fotographischen Plattformen wie Instagram oder Pinterest nur so vor perfekt in Szene gesetzten Aufnahmen. Dass sich jedoch der stetige Vergleich negativ auf unsere Psyche auswirken kann, ist nur die Spitze des Eisbergs an Effekten, die durch soziale Medien auf uns einwirken.

Aus diesem Grund widmen wir uns in diesem Artikel dem Ziel, einen gesunden Umgang zu finden und der Frage, weshalb so viele von uns süchtig danach sind, artifiziell generierte Inhalte aus den Leben anderer, oftmals vollkommen fremder Personen zu konsumieren. Oder anders gesagt klären wir folgende Frage: Sind soziale Medien tatsächlich so „sozial“?

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Social Media: eine Begriffsbestimmung

Würden wir eine Straßenbefragung mit Passant:innen durchführen, so fielen die Antworten vermutlich ziemlich schablonenhaft aus: „Was soziale Medien sind? Das ist doch klar: Instagram, WhatsApp, Youtube… alles, was mit dem Handy zu bedienen ist.“ Auf den ersten Blick scheint die Definition der quietschbunten Applikationen, welche millionenfach rund um die Uhr sowie den Globus auf unseren Bildschirmen aufploppen, logisch: Apps, auf dem Handy, interaktiv. Um die Wirkung von Social Media auf unsere mentale Gesundheit vollständig bestimmen zu können, ist zunächst elementar, dass wir wissen, womit wir es eigentlich zu tun haben. Eine Expert:innenmeinung muss her.

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Prof. Dr. Gerd Waschbusch der Universität des Saarlandes definiert Social Media im Gabler Banklexikon als „Sammelbegriff für alle Medien, die die Benutzer über digitale Kanäle – bei diesen handelt es sich meist um internetbasierte mediale Angebote – bei der Kommunikation und beim Informationsaustausch unterstützen“. Internetbasiert, kommunikativ, diskursiv: diese Attribute beschreiben unser heutiges Thema ziemlich treffend: sozial und medial.

Welche Applikationen verwendest du am liebsten? Im Rahmen der repräsentativen Studie Jugend, Information, Medien (JIM) vergangenen Jahres, welche durch den Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) mit 1.200 12- bis 19-Jährigen durchgeführt wurde, ist ein Ranking mit den wichtigsten Anbietern kreiert worden. Hier ein kurzer Blick auf die beliebtesten Plattformen:

  1. WhatsApp
  2. Instagram
  3. YouTube
  4. TikTok
  5. Snapchat
  6. Spotify
  7. Facebook
  8. Google
  9. Netflix
  10. Twitter

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Weshalb konsumieren wir Social Media?

Was haben Christiano Ronaldo, Ariana Grande und Dwayne Johnson gemeinsam? Kurze Denkpause… richtig, auf den ersten Blick scheinbar gar nichts, jedoch täuscht dieser bekanntermaßen häufig. Kleiner Tipp: Das Stichwort Blick und damit einhergehend der Fokus auf visuelle Komponenten wird in diesem Artikel noch von besonderer Bedeutung sein. Lösen wir einmal auf ‒ der Fußballer, die Sängerin und der Schauspieler konstituieren gemeinsam die Personengruppe, welche die meisten Follower auf Instagram besitzen. Gemeinsam knacken sie eine Zahl, welche für die meisten von uns vermutlich ungreifbar ist: 1,143 Milliarden. So viele Menschen konsumieren global Inhalte aus den Leben dieser Stars, dabei kennen höchstwahrscheinlich lediglich ein paar Hände voll von ihnen die Celebrities persönlich. Weshalb also fasziniert uns das Leben von Menschen, die wir noch nie persönlich getroffen haben?

Es ist 06:15 Uhr, ein Montag, welcher von den meisten Morgenmuffeln unter uns noch mehr gehasst wird als alle anderen Tage eh schon. Du schaltest nicht einmal dein Licht ein, als der erste Griff bereits in Richtung des Smartphones wandert. Verdammt, ist das hell! Schnell dimmst du die Bildschirmhelligkeit, als bereits die ersten Nachrichten aufglimmen. Du fühlst dich positiv gestimmt; und genau das ist die Wirkung von sozialen Netzwerken. Jedes Mal, wenn eine Person den Like-Button unseres Posts betätigt, wir neue Follower:innen erhalten oder jemand auf unsere Stories reagiert, schüttet unser Körper Glückshormone aus. Wir fühlen uns bestätigt, gesehen und somit zugleich wertgeschätzt.

Im Rahmen seiner Bedürfnispyramide schreibt der US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow Selbstverwirklichung, individuellen (Anerkennung) sowie sozialen (Liebe, menschliche Kontakte) Bedürfnissen grundlegende Bedeutung für den Erhalt humanen Lebens zu. Letztendlich sind soziale Netzwerke nichts anderes als neue Lösungen für alte Bedürfnisse, indem wir durch ihren Konsum versuchen, unseren Wunsch nach sozialer Geltung zu befriedigen. Durch die interaktive Funktion ist es uns möglich, in Echtzeit zu kommunizieren, weitere Pluspunkte sind:

  • Kontaktpflege auch über geographische Distanz hinweg
  • Meinungsbildung und -kundgebung
  • Kreativität ausleben
  • Gleichgesinnte und Interessengemeinschaften finden
  • Erleichterter Austausch
  • Teilen von Erlebnissen
  • Inspiration
  • Informationen in Echtzeit
  • Neues Geschäftsmodell
  • Abschalten und Unterhaltung

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Der Traum von einer perfekten Welt

Egal ob Reisen, Fitness, Kochen, Konsum oder Lifestyle: im Repertoire der Blogger:innenwelt finden sich verschiedenste Exemplare und Typen, welche den Weg zu einem scheinbar gleichsam leuchtenden Leben bahnt, wie sie es führen. Oder zumindest vorgeben, es zu tun. Und wie? Indem man ihre Produkte kauft, Tipps befolgt oder versucht, den durch sie vorgelebten Lifestyle nachzueifern. Die Jagd nach einer idealisierten Welt beginnt.

Dass dieser Negativvergleich problematisch ist, soll an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden, da er vermutlich auf der Hand liegt. Wer sich andauernd von einer Scheinwelt umgibt, verliert häufig den Bezug zum realen Leben, sodass sich die Effekte schwarz auf weiß verzeichnen:

  • Isolation von tatsächlicher sozialer Interaktion
  • Zeitverschwendung
  • Sucht bei langfristigem Konsum
  • Falsche Freund:innen
  • Negative Vergleiche
  • Cybermobbing
  • Datenschutzlücken
  • Erhöhtes Risiko für depressive Symptome
  • Reizüberflutung
  • Ablenkung von Arbeit, Uni oder Schule
  • Einsamkeitsgefühl
  • Negatives Selbstbild und -wertgefühl
  • Stress und Druck
  • Verlust des eigenen Realitätsbezugs
  • Verzerrtes Weltbild

How to: gesunder Umgang mit sozialen Netzwerken

Kaum etwas hat unsere Gesellschaft zugleich so sehr gespalten und gleichzeitig verbunden wie Social Media, schließlich kennen wir es vermutlich alle: Fühlen wir uns einsam, sind unsere besten Freund:innen lediglich wenige Fingertipps von uns entfernt. Auf der anderen Seite der Medaille konsumieren wir das Leben anderer in ästhetischen Stories , sodass wir und sämtliche andere ihrer Follower:innen stets im Bilde darüber sind, was für ein aufregendes Leben sie pflegen.

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Aus diesem Grund ist es umso elementarer, sich mit der gesunden Umgangsweise mit Social Media zu beschäftigen, schließlich zeigen obige Beispiele nur eine Auswahl an Sympomatiken, die mit erhöhtem Konsum einhergehen. Und wie immer beginnt alles mit dem angemessenen Mindset:

„Das Entscheidende ist für mich die grundsätzliche innere Haltung, mit der wir dem Thema begegnen“, berichtet Carmen Llanos-Ahrens bereits 2013 im Interview mit Mallorca Magazin. „Diese Sichtweise schafft mir innere Freiheit und ermöglicht die Abwägung von Prioritäten und konkurrierenden Wünschen und Werten. Wichtig ist mir dabei das "Sowohl als auch": einerseits von den Vorteilen dieser technologischen Entwicklung zu profitieren und andererseits meine persönlichen Grenzen klar zu definieren und zu schützen.“ Grenzen setzen, Schutz, innere Haltung: wie die Life- sowie Business-Coachin treffend beschreibt, beginnt alles in einem selbst, schließlich hast nur du die Macht zu bestimmen, was du an deinem Leben teilhaben lässt. Konkrete Tipps folgen nun:

1. Wirf die glitzernde Brille weg

Der selbstausgebaute Van, die neuen Schuhe und der Abend mit Freund:innen beim Feiern – Trends wie ein produktiver Alltag, Sport und gesunde Ernährung boomen aktuell, sodass Gefahr läuft, dass die eigene Wahrnehmung schnell in Richtung eines Idealbilds verzerrt wird. Um dies zu vermeiden, solltest du auf angemessene Balance zwischen digitaler und realer Welt achten. Richte vielleicht Zonen ein, in denen das Smartphone tabu ist, telefoniere bei Einsamkeit lieber mit Freund:innen, anstatt ihnen zu schreiben und fokussiere dich auf dich. Denn nur darauf kommt es letztlich wirklich an!

Social-Media-Marketing die Bedeutung sozialer Netzwerke für Unternehmen 2.png

2. Tolle Stunden bedeutet nicht gleich tolles Leben

Das, was du auf Social Media siehst, sind Momentaufnahmen. Hier postet jemand ein süßes Bild mit dem neuen Hund seiner Tante, den er knuddelt. Dort entspannt eine entfernte Bekannte von dir am Pool auf Ibiza, trinkt der Kommilitone einen super ästhetischen Kaffee oder besucht die beste Freundin ein Konzert. Wo das Auge auch hinfällt, überall scheint jeder in deinem Umfeld ein Leben zu führen, welches vor schönen Momenten nur so wimmelt.

Achtung: hier solltest du dich aktiv daran erinnern, dass diese Videos und Bilder ausschließlich kurze Ausschnitte sind und keineswegs den Alltag einer Person spiegeln. Jeder von uns erlebt am Tag Dinge, die einen erfüllen, glücklich machen oder die einfach schön aussehen ‒ dies bedeutet aber selbstredend nicht, dass wir unseren Tag mit nichts anderem füllen als süßen Katzenbabys, Spaziergängen in goldgelben Feldern oder einem stylischen Outfit und Bier im Park.

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Zudem solltest du nicht vergessen, dass soziale Medien für Influencer:innen ihren Arbeitsplatz darstellen; sie verdienen somit ihr Gehalt damit, für ihre Zuschauer:innen aktuellen Trends nachzueifern, brandneue Produkte zu testen oder an die schönsten Orte unserer Erde zu reisen. Nicht jeder von uns besitzt finanzielle oder zeitliche Kapazitäten, andauernd Urlaube zu planen, Sport zu treiben oder Stunden in die Kreation einer ästhetischen Smoothie-Bowls zu investieren – es sei denn, man führt diese Tätigkeit hauptberuflich aus. Allein aus diesem Grund solltest du deine Posts nicht mit den hauptberuflichen anderer vergleichen, schließlich würdest du den Wert deiner privaten Tagebucheinträge auch nicht an Goethes Faust oder J.K. Rowlings Harry Potter messen, oder?

3. Perfekt imperfekt

In einer Welt, in der jeder nach Perfektion strebt, ist derjenige besonders, der sich seiner Unvollkommenheit bewusst ist.

Dieses Zitat solltest du stets in Erinnerung behalten, schließlich ist es unmöglich, ein perfektes Leben zu führen. Jeder „struggled“ ab und zu, alle Menschen arbeiten, scheitern, erzielen Erfolge und stagnieren erneut: das Leben ist eine Reise, die nicht geradlinig verläuft und alles andere als exponentiell nach oben verläuft. Und nur, weil auf Social Media Trend ist, sich so zu zeigen, wie man gerne wäre, heißt es nicht, dass du dich von der Person trennen solltest, die du bist.

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4. Reflektiere dich selbst

Wir haben bisher ausschließlich über den Umgang mit den Posts anderer gesprochen, allerdings deine eigene Aktivität ausgespart. Um zu erkennen, was einem guttut und was absolut nicht, ist es elementar, sich zunächst über den Status Quo bewusst zu werden. Hier können dir folgende Fragen als Anhaltspunkte helfen:

  • Welche Emotionen fühle ich, nachdem ich auf sozialen Netzwerken unterwegs war? Sind sie positiv oder negativ konnotiert?
  • Wie wirke ich eigentlich für andere auf Social Media, wenn ich mich allein darauf fokussiere, was ich sehe und das ausklammere, was hinter den Kulissen für andere nicht sichtbar ist?
  • Auf welche Weise möchte ich mich präsentieren und ist dieser Wunsch sowohl für mich als auch andere gesund?
  • Wie viel Zeit verbringe ich aktiv beim Scrollen?

5. Detox your Phone

Genauso, wie du deinen Körper von Schadstoffen entgiften kannst, gilt dasselbe auch für deinen Geist. Trenne dich von Ballast in deinem Leben, welcher negative Emotionen in dir auslöst und dich mehr herunterzieht als deine Stimmung hebt. Umsetzen kannst du diesen Ansatz beispielsweise so:

  • Entfolge Accounts, die dein Selbstwertgefühl oder deine Gefühlswelt negativ beeinflussen#
  • Lege bewusst Pausen ein
  • Installiere App-Blocker, in denen du einstellen kannst, wie lange du nicht auf gewisse Anwendungen zugreifen kannst
  • Glaube nicht alles, was dir angezeigt wird
  • Folge Accounts mit Inhalten, welche dich interessieren
  • Suche dir authentische Vorbilder
  • Fokussiere dich auf dein Reallife

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6. Hallo, Reallife!

Greifen wir einmal zurück zur Frage, die wir uns zu Beginn dieses Artikels gestellt haben: „Sind soziale Medien wirklich so sozial?“ Klar, Instagram Snapchat und Co. helfen dabei mit Freund:innen in Kontakt zu bleiben, sie erfüllen somit in gewisser Form die Rolle einer sozial unterstützenden Komponente. Fakt ist jedoch, dass sie weder Umarmungen noch Küsse, Lachen oder gemeinsame Quality Time ersetzen können, schließlich sind all diese Dinge im virtuellen Leben nahezu unmöglich!

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