Studierendenleben
27.10.2020
Jahr für Jahr beginnen in Deutschland tausende Abiturienten mit dem Studium. Viele sind dabei seit der Einführung des Turbo-Abiturs noch keine 18 Jahre alt. Auch ist ein Studium inzwischen keine Seltenheit mehr. Wo früher nur wenige auserwählte IQ-Bestien die Vorlesungssäle bevölkerten, sind es heute auch Kandidaten, die nur mit einiger Überredungskunst und zwei zugedrückten Augen durch die Prüfung gelassen wurden. Alle diese Kandidaten landen schließlich an der Uni. Mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen und Vorstellungen. Kein Wunder, dass das Abbrechen eines Studiums inzwischen immer mehr zur Option wird.
Das Stichwort „Abbrechen“ ist dabei unter Studierenden allerdings immer noch ein Tabuwort. Kein Wunder, da sowohl Otto-Normal-Eltern als auch das BAföG-Amt und die meisten Professoren nicht gerade mit Begeisterungsstürmen reagieren, sobald diese Idee aufkommt. Durchziehen scheint da trotz aller Schwierigkeiten jedenfalls auf emotionaler Ebene manchmal die einfachere Möglichkeit. Wer gibt schon so schnell auf?
Tatsächlich ist das Durchziehen eines Studiums in vielen Fällen sehr sinnvoll. Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit sind schließlich Eigenschaften, die dir ein Leben lang helfen. Allerdings gibt es auch Studienabbrecher, die diese Entscheidung nie bereut haben und immer wieder ihr Studium abbrechen würden. Es gilt daher, mit klarem Kopf und möglichst emotionslos deine Gründe gegeneinander abzuwägen. So kannst du diese schwere Entscheidung treffen, ohne sie später bereuen zu müssen.
Die Gründe, die zum Abbrechen eines Studiums führen, sind vielfältig. Manchmal spielen mehrere Gründe zusammen, die sich wie ein Berg vor dir auftürmen. Oder es ist nur eine einzelne Schwierigkeit, die dich immer wieder zum Gedanken führt, das Studium abbrechen zu müssen. Egal was es ist: Ordnung in das Gedankenchaos zu bringen, ist der erste Schritt zu einer richtigen Entscheidung. Hier findest du die häufigsten Gründe, warum Studenten ihr Studium abbrechen. Vielleicht kannst du dich wiederfinden.
Gerade ein Bachelor-Studiengang wird häufig von sehr jungen Studenten direkt nach dem Abitur begonnen. Zu diesem Zeitpunkt stecken die meisten allerdings noch in ihrer persönlichen Entwicklung und haben neben dem Abistress selten die Zeit, sich mit Zukunftsfragen auseinanderzusetzen. Schnell wird ein Studiengang gewählt, der schließlich doch nicht zum Lebensplan passt. Bei diesem Dilemma, das viele Studenten abbrechen lässt, hilft häufig eine gründliche Beratung von Fachpersonen.
Ob Lehrer, Arzt, Jurist oder BWLer: Obwohl diese Berufe Tradition haben, sieht die Realität häufig doch anders aus als erwartet. Gerade nach dem ersten Praktikum merken viele Studenten, dass der Berufsalltag Herausforderungen mit sich bringt, denen sie nicht gewachsen sind. Das Studium abbrechen scheint da oft die einzige Lösung. Auch in diesem Fall sind eine intensive Beratung sowie vielleicht ein zweites Praktikum bessere Möglichkeiten, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Viele Studenten entwickeln ihre Persönlichkeit weiter, nachdem sie aus dem Elternhaus ausgezogen sind und das eigene Leben in die Hand nehmen. Gerade beim Wechsel vom Bachelor in den Master werden daher grundlegende Fragen gestellt. Lohnen sich zwei weitere Jahre Studium, wenn neu anfangen mit einem ganz anderen Bachelor-Studiengang oder gar einer Ausbildung auch eine Option ist? Diese Frage ist individuell zu entscheiden.
Ein Grund dafür, das Studium abbrechen zu müssen, ist in manchen Fällen auch Überforderung. Gerade ein Drittversuch, der bei Durchfallen das weitere Studium an dieser Uni oder auch in einer ähnlichen Fachrichtung bedroht, wird selten riskiert. Tatsächlich ist das Thema Burnout unter Studenten, insbesondere im Master, keine Seltenheit. Raus aus dem Hamsterrad und Abbrechen des Studiums klingt da sehr verlockend.
Zuletzt sind auch die Finanzen ein nicht zu unterschätzender Faktor, der selten diskutiert wird. Insbesondere Studenten, die kein BAföG erhalten, aber auch ihren Eltern nicht auf der Tasche liegen wollen, tendieren häufiger zum Abbrechen des Studiums. Im Gegensatz zu den anderen Gründen ist diese Ursache allerdings in den meisten Fällen schnell lösbar.
Wenn sich im Kopf der Gedanke festgesetzt hat, dass ein Abbruch des Studiums alle deine Probleme auf einen Schlag lösen würde, dann ist es schwierig, dem Durchziehen noch eine positive Wendung zu geben. Daher ist es wichtig, die emotionale Gedankenspirale auszutricksen und objektiv an die Situation heranzugehen.
Eine einfache Hilfe ist dabei das Aufschreiben aller positiven Effekte, die das Durchziehen des Studiums mit sich bringt. Das kann sowohl die berufliche als auch die emotionale Ebene betreffen. So ist es zum Beispiel sinnvoller, noch das letzte Semester des Masters zu investieren und erst dann neu anzufangen. So hältst du dir alle Chancen offen. Im Vergleich zum restlichen Berufsleben sind ein halbes, ein ganzes oder sogar mehrere Jahre ziemlich kurz. Auch das Hinzuziehen von Fachberatern ist eine gute Möglichkeit, um den Blick für deine Chancen zu öffnen, die ein Durchziehen mit sich bringt.
Wenn du die obere Liste fertig hast, dann solltest du dir noch eine machen. Mit den Chancen, die sich dir öffnen, wenn du den Studiengang oder die Uni wechselst oder gänzlich aufhörst, zu studieren. Zu den einzelnen Chancen gehören allerdings auch Risiken, die genau gegeneinander abgewogen werden müssen, bevor der Punkt auf die Liste kommt. So ist das Risiko einer unrealistischen Berufsvorstellung zum Beispiel wieder eklatant hoch, wenn du dich einfach in einen neuen Bachelor- oder Master-Studiengang einschreibst.
Wenn du diese Liste fertig hast, dann kannst du beide Listen nebeneinanderlegen und die einzelnen Punkte gewichten. Vergiss auch nicht, den Risiken Gewicht beizumessen. So kann es zum Beispiel schnell passieren, dass du das erste Studium aus Überforderung abbrichst und das zweite Studium schließlich aus Finanzierungsgründen nicht durchziehen kannst, weil du kein BAföG mehr erhältst. Alle Punkte sollten betrachtet werden.
Egal, ob du am Ende das Studium fertigmachst oder abbrichst: Beim Entscheidungsprozess selber gibt es wichtige Grundregeln, die dir helfen. Hier findest du drei davon:
Emotionale Entscheidungen werden schnell getroffen. Der Grund ist offensichtlich: Bei gründlichem Nachdenken wird vielleicht doch anders entschieden. An der Uni bist du allerdings nicht auf der Flucht. Du hast alle Zeit der Welt, dir deine Entscheidung zu überlegen. Warte, bis du wirklich weißt, was das Richtige ist und alle Zweifel ausgeräumt sind, anstatt übereilt neu anfangen zu wollen.
Studierende sind voll in ihrer persönlichen Entwicklung. Daher gibt es an fast jeder Uni Beratungseinrichtungen mit Fachpersonen. Bei einer wichtigen Entscheidung über deine Zukunft ist es keine Schande, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Häufig eröffnen diese neutralen Berater Möglichkeiten, die dir gar nicht bewusst waren.
Natürlich sind Menschen keine Roboter. Gefühle haben ihren Raum. Aber sie können auch trügen. Gerade Überforderung und finanzielle Belastungen enden oft in einer negativen Spirale, die durchaus unterbrochen werden kann. Daher ist es manchmal wichtig, einen Abstand zu dem Dilemma zu gewinnen, um mit dem Verstand zu entscheiden. Nimm dir diesen Raum, um später nichts zu bereuen.
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