Was ist ein Whistleblower?

Studierendenleben

09.10.2024

Was ist ein Whistleblower?

Unter welchen Bedingungen kann Meinungsfreiheit gefährlich werden? Wann sollten „Geheimhaltungsvorschriften“ außer acht gelassen werden, um die Welt über Gräueltaten, kriminelle Aktivitäten oder auch Machtmissbrauch zu informieren? All diese Fragen stellen sich Whistleblower, wenn sie in einen Gewissenskonflikt geraten und entscheiden müssen, auf welches Wissen die Welt einen Anspruch hat und inwiefern sie durch eine Verbreitung jenes Wissens selbst in die Schusslinie geraten.

In diesem Artikel werden wir den Begriff „Whistleblower“ genauer beleuchten, verschiedene Positionen hierzu betrachten und die bekanntesten Whistleblower präsentieren, welche Kriegsverbrechen und Datenschutzverletzungen im großen Stil aufgedeckt haben, sodass Du bestens gewappnet bist, wenn die Frage aufkommt „Was ist ein Whistleblower“.

Was ist ein Whistleblower?

Ein Whistleblower ist ein Mensch, welcher verschiedene Arten von Verstößen an die Öffentlichkeit bringt. Sei es Datenschutzmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen, Betrug… die Liste verschiedener Delikte ist sehr vielfältig. Diese Personen gelangen, beispielsweise durch ihre Position in einem Unternehmen, an bestimmte Informationen, welche sie dann auf verschiedene Weisen verbreiten. In den meisten Fällen hört man in den Medien von Whistleblowern in internationalen Kontexten, jedoch gibt es auch Whistleblower im kleineren Kontext. Wenn eine angestellte Person im Unternehmen, in welchem sie arbeitet, bemerkt, dass beispielsweise ein Kollege von der Geschäftsführung diskriminiert wird, und diesen Fall meldet (dazu später mehr), so ist auch diese Person ein Whistleblower.

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Whistleblower auf Deutsch

Wortwörtlich ist ein „Whistleblower“ jemand, der in eine Trillerpfeife pustet, sinngemäß übersetzt ins Deutsche ein Hinweisgeber. Eine Person, welche in der Gesellschaft oft bewundert wird, da diese trotz persönlichen Risikos nicht davor zurückschreckt, Missstände zu veröffentlichen. Während die Gesellschaft solche Menschen honoriert, sehen sie Unternehmen, Behörden oder auch Regierungen als Dorn im Auge, gar Verräter, welche großen Schaden anrichten können.

Aus diesem Grunde ist es wichtig, Menschen, die bereit sind ihre Sicherheit aufs Spiel zu setzen, bestmöglich zu schützen, was mal besser und mal schlechter funktioniert, weshalb wir seit 2023 in Deutschland das „Hinweisgeberschutzgesetz“ eingeführt haben.

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Whistleblower Gesetz oder auch Hinweisgeberschutzgesetz

Wurdest Du Zeuge, wie Dein Chef private Restaurantbesuche als Geschäftsessen deklariert hat, um diese nicht zahlen zu müssen, da Du die Buchhaltung in Deinem Unternehmen machst? Oder arbeitest Du in einer Behörde und bekommst mit, wie ein Kollege aufgrund seines Aussehens schlechter behandelt wird? Das sind Beispiele, in welchen auch Du ein Whistleblower werden könntest, weshalb das „Hinweisgeberschutzgesetz“ für Dich sehr wichtig ist.

Das Hinweisgeberschutzgesetz schützt nicht nur Dich, sondern auch eine Person/Personen, die von der Information betroffen sind, beispielsweise eine schikanierte Person. Es wurde 2023 ausgefertigt und beschreibt, welcher Schutz Hinweisgeber zusteht. Dies umfasst unteranderem:

  • „…Schutz natürlicher Personen, die im Zusammenhang mit ihrer beruflichen Tätigkeit oder im Vorfeld einer beruflichen Tätigkeit Informationen über Verstöße erlangt haben und diese an die nach diesem Gesetz vorgesehenen Meldestellen melden oder offenlegen“.
  • „Darüber hinaus werden Personen geschützt, die Gegenstand einer Meldung oder Offenlegung sind, sowie sonstige Personen, die von einer Meldung oder Offenlegung betroffen sind".
  • „Verstöße, die strafbewehrt sind"
  • „Verstöße, die bußgeldbewehrt sind..."
  • „sonstige Verstöße gegen Rechtsvorschriften"

Das ist für uns „normale“ Angestellte sicherlich gut und ausreichend, jedoch ist dieses Gesetz auch kritisch zu beäugen, was §5 deutlich macht, in welchem es unteranderem heißt, dass „Informationen, die die nationale Sicherheit oder wesentliche Sicherheitsinteressen des Staates, insbesondere militärische oder sonstige sicherheitsempfindliche Belange des Geschäftsbereiches des Bundesministeriums der Verteidigung oder Kritische Infrastrukturen im Sinne der BSI-Kritisverordnung, betreffen“.

Natürlich sollte selbstverständlich sein, dass kritische Infrastruktur strengere Geheimhaltungsvorschriften benötigt, jedoch macht dies schwieriger, Menschen zu schützen, welche, wie Julian Assange, Verbrechen gegen Menschenrechte aufdecken möchten/müssen/sollten. Daher die Frage: Wo hört eine „sinnvolle“ Geheimhaltung auf, wo fängt eine Veröffentlichung von schweren Verbrechen gegen die Menschlichkeit an?

Julian Assange: Für die einen ein Held, für die anderen ein Verräter

Mit einer der bekanntesten Whistleblower unserer Zeit. Ein Held für die einen, ein Verräter für die anderen, doch wer ist Julian Assange? Wie ist er so massiv in die Schusslinie geraten?

Julian Assange ist Gründer der im Jahr 2006 gegründeten Whistleblower Plattform „Wikileaks“, welche brisantes Material veröffentlicht hat, welches unteranderem Kriegsverbrechen der USA im Irak und Afghanistan offenlegte.

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Während die einen seinen Mut, diese Daten zu veröffentlichen, bewundern, beschreiben die USA ihn als Verräter und forderten bis zu 175 Jahre Haft.

Er floh daher in die ecuadorianische Botschaft in London, wo er politisches Asyl bekam. Später musste er 5 Jahre in ein Hochsicherheitsgefängnis. Sein Fall wurde über viele Jahre hinweg verhandelt, in dieser Zeit gab es Höhen aber auch viele Tiefen. Eine Auslieferung an die USA konnte immer wieder verhindert werden, wenn auch ganz knapp.

2024 dann die Befreiung: Wenn sich Assange der Spionage schuldig bekennt, könne er freikommen und in seine Heimat Australien zurück. So geschah es und er kam nach einem sehr anstrengenden und langandauernden Verfahren frei.

Mittlerweile stuft der Europarat Assange als politischen Gefangenen ein, und kritisiert die USA und auch Großbritannien massiv. Weiter fordert der Rat die USA auf, die durch Assange veröffentlichten Verbrechen, aufzuklären.

Man sieht, der Mut und die Ausdauer von Julian Assange, seiner Frau und seinen Unterstützern zeigt, dass auch Verbrechen von vermeidlich übermächtigen Elementen aufgedeckt werden können und auch diese eines Tages Rechenschaft ablegen müssen.

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Edward Snowden: Datenschutz in größter Gefahr

Ein weiterer sehr bekannter Fall ist der von Edward Snowden, welcher massive Datenschutzverletzungen insbesondere der US-Regierung aufgedeckt hat und in Russland Asyl erhielt. 2022 hat er zudem die russische Staatsbürgerschaft erhalten.

Wie ist es soweit gekommen? 2013 begann Snowden mit der Weiterleitung brisanter Daten, welche massive Datenschutzverletzungen der USA, aber auch Großbritanniens, Deutschlands und anderer Staaten aufdeckten. Dass dies Folgen haben würde, und er von entsprechenden Geheimdiensten schnell enttarnt werden könnte, veranlasste ihn in Hong Kong seine Identität preiszugeben.

Er beantragte in insgesamt 21 Ländern Asyl, von welchen die meisten ablehnten, unteranderem, weil er sich nicht auf dem entsprechenden Staatsgebiet befände. Länder wie Frankreich betonten ihre Loyalität den USA gegenüber. Nur Russland, Venezuela, Nicaragua und Bolivien baten Snowden Asyl an. Später nahm er das Angebot Russlands an, jedoch unter der Bedingung Putins, dass Snowdens „antiamerikanische Betätigungen“ beendet werden müssen.

Auch heute noch befindet sich Snowden mit seiner Frau in Russland und tritt regelmäßig per Live-Übertragung bei Veranstaltungen auf.

Da Snowden im Gegensatz zu Assange noch nicht wieder in seine Heimat einreisen kann, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, könnte man seinen Fall als noch nicht abgeschlossen einstufen, jedoch besteht aktuell im Gegensatz zu den letzten Jahren der Gefangenschaft von Assange, weniger akute Gefahr für sein leibliches und geistiges Wohlergehen.

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Fazit: Whistleblower riskieren ihre Freiheit, um die Menschheit aufzuklären

Egal ob in globalen Kontexten, oder in kleinen Unternehmen. Egal ob Gräueltaten gegen Menschen, Datenschutzverletzungen oder Diskriminierung am Arbeitsplatz… Whistleblower verdienen Schutz und Respekt. Sie riskieren ihre Freiheit und ermöglichen Missstände aufzudecken, womit sie einen großen Beitrag zur Aufklärung dieser liefern.

Auch Du kannst Missstände aufklären: Bei der Arbeit, in der Uni oder in anderen Kontexten. Du kannst Deinen Teil dazu beitragen, diese Welt ein wenig transparenter zu machen, wenn Transparenz nötig ist, achte jedoch hierbei auch auf Deinen eigenen Schutz.

In diesem Artikel wird für eine bessere Lesbarkeit und Auffindbarkeit tendenziell die männliche Bezeichnung verwendet. Wir richten uns aber an alle Geschlechter.

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